Salto Vitale

Speidel, Kockisch, Bernd Fischerauer. In Bella Italia einen Salto Vitale schlagen

Foto: Degeto / Ronny Lang
Foto Rainer Tittelbach

Manuela gönnt ihrem Herzen eine Generalüberholung und ihrem Leben einen neuen Schritt-Macher. Sie lernt die Leichtigkeit des südländischen Seins und wirkt am Ende italienischer als ihr treuloser Tino. „Salto Vitale“ findet erst im zweiten Teil seine Tonart, kommt dann aber umso besser in Schwung. Jutta Speidel im kleinen Schwarzen oder hinter weißer Larve ist so richtig in ihrem Element. Da muss man nicht jedes Klischee auf die Goldwaage legen.

Manuela ist eine Frau, die alles im Griff hat. Nur ihr Ehemann Tino ist ihr – vor lauter Sorge um die gemeinsame Firma – entglitten. Durch einen Zufall erfährt sie, dass er seit zwei Jahren eine Geliebte hat. Manuela braucht Abstand. Sie will zu sich finden. Da trifft es sich gut, dass sie sich in Tinos Heimat, in Süditalien, bei dessen Vater aufhält. Der hatte gesundheitliche Probleme. Doch der Herzschrittmacher wirkt Wunder. Und so kann jetzt auch Manuela ihrem Herzen eine Generalüberholung und ihrem gesamten Leben einen neuen Schritt verpassen. Ob am Meer oder auf der apulischen Piazza, ob im Café des Schwiegervaters oder auf dem Tanzparkett – Manuela lernt wieder unabhängig zu sein, schöpft neues Selbstvertrauen.

Die toughe Geschäftsfrau als emotional labiles Mäuschen. Keine schlechte Idee. Man nimmt es (psychologisch) der von Jutta Speidel gespielten Hauptfigur nur nicht ab. Die Heldin am Boden, voller Angst, ihren Tino zu verlieren, sich selbst die Schuld an der Affäre ihres Mannes gebend. „Wie blind muss man denn sein oder wie gefühlskalt muss man denn sein, dass man zwei Jahre das nicht bemerkt?!“ Plötzlich steht sie auf der Klippe. Das wirkt alles etwas behauptet. Die Sprüche des Ehemanns à la „Es tut mir leid, es tut mir furchtbar leid, ich hoffe, du kannst mir verzeihen“ sind nicht besser. Da nützt auch Uwe Kockisch nichts.

Erst nachdem Bernd Fischerauer mit „Salto Vitale“ und Bella Italia Ernst macht, kommt der Film in Schwung. Mit der Leichtigkeit des südländischen Seins, das so anders erscheint als der machismo des Italieners, der sich in vielen Dingen ziemlich deutsch gibt („Wir würden alles verlieren, was wir zusammen aufgebaut haben“), findet das Ganze in den letzten 50 Minuten die richtige Tonart für die Geschichte von Manuela und ihren (glaubwürdig besetzten) mediterranen Männern. Begehrt, verehrt, im kleinen Schwarzen oder hinter weißer Larve – da ist Speidel in ihrem Element. Da muss man nicht jedes Klischee auf die Goldwaage legen. Auch wie die Geschichte ausschwingt – das hat Stil und macht Laune.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Jutta Speidel, Uwe Kockisch, Luciano Casini, Xaver Hutter, Cosimo Fusco, Giacomo Gonnella, Andrea Coppola, Bruno Maccallini

Kamera: Markus Fraunholz

Szenenbild: Rudolf Czettel

Soundtrack: u.a. Drupi („Piccola e fragile“), Doris Day („Perhaps, perhaps, perhaps“), Toto Cutugno („Lasciate mi cantare“), Bill Haley („Rock around the clock“), Tina Turner („Simply the Best“)

Produktionsfirma: sperl + schott film

Drehbuch: Bernd Fischerauer

Regie: Bernd Fischerauer

Quote: 4,04 Mio. Zuschauer (13,8% MA)

EA: 09.09.2011 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

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