Vanda, Ende 20, spürt keinen festen Boden mehr unter den Füßen. Sie hat ihren Job als Stewardess verloren und ihr Freund David nimmt das Leben nicht so ernst wie sie. Auch bei ihrer Mutter, die sich auf Ibiza niedergelassen hat und gerade auf Stippvisite in Deutschland ist, spürt sie wenig Verständnis. Also macht sie sich auf zu einem anderen Menschen, der ihr lieb und teuer ist: der Großmutter. Sie, 1945 aus der Slowakei vertrieben, hat in Deutschland Jahrzehnte ihr Leben gelebt, bevor sie wieder in ihre alte Heimat gegangen ist, wo ihre Jugendliebe auf sie gewartet hat. Eine wohltuende Geschichte für die suchende Vanda.
„Rückkehr der Störche“ ist der erste Langfilm von Martin Repka. Der Filmemacher verarbeitet in dieser kleinen deutsch-tschechisch-slowakischen Kino-Koproduktion eigene Erfahrungen: sein Vater ist Slowake, seine Mutter Deutsche. „Vögel kehren dorthin zurück, wo sie glücklich waren“, heißt es im Film, der unaufdringlich mit seinen Metaphern spielt. Es geht um Heimat, um die Suche nach dem Glück, um Liebe und Freiheit, um Verzweiflung und nur ein klein wenig um Folklore. Und die sieht anders aus, als sich das Vanda und David, der ihr nachreist, vorgestellt haben. In der Slowakei wird nicht nur gefeiert, getrunken und gelacht, da gibt es nicht nur bärenstarke Männer, auf die Verlass ist, wie jenen Miro; es gibt auch eine Kultur des Menschenhandels und der Korruption und es gibt Menschen, die hier, im Niemandsland zwischen Hoffen und Bangen, hängen geblieben sind und weiter wollen in den goldenen Westen. Vanda steckt plötzlich mittendrin und versucht sich als Aushilfsschlepperin.
Mag die Psychologie – wie bei vielen Debütfilmen – etwas löcherig sein und mag man in den erklärenden Dialogen der erfahrenen Großmutter gelegentlich einen Sprachduktus heraushören, wie er den Prime-Time-Rührstücken eigen ist, der Grundton stimmt: „Rückkehr der Störche“ besticht durch die Selbstverständlichkeit seiner Erzählung. Unaufdringlich, fast lakonisch erzählt er, was der Ex-Stewardess im wilden Osten passiert. Die Kamera zeigt dies mit angemessenem Abstand. Der Spagat zwischen den sehr unterschiedlichen Kulturkreisen gelingt. Auch filmisch: es gibt Szenen, in denen die Deutschen deutsch und die Slowaken slowakisch sprechen. Realität ist: man würde sich gern verstehen, tut es aber nur bedingt. Katharina Lorenz trägt den Film, ihre androgyne Schönheit hält ihn in der Schwebe: Vanda behält ein Geheimnis; ihre Leidenschaft (so sie denn existiert) bleibt sauber deutsch versteckt. „Liebst du mich?“ fragen sich die beiden, die sich am Ende offenbar wieder gefunden haben, gegenseitig. Keine Antwort. Nur zwei hinreißende Lächeln. (Text-Stand: 31.3.2010)