„Zu hoch geflogen“ beginnt mit einem Pokerspiel unter Piloten, die im Auftrag einer Stiftung Menschen aus Seenot retten. Einer der Männer setzt seinen Ehering. Weil er das schlechtere Blatt hat, kurz drauf allein in einen Hubschrauber steigt und überdies von einem unbekannten englischen Schauspieler verkörpert wird, ahnt man prompt, wie die Handlung weitergehen könnte: Der Helikopter stürzt ab, der Rettungsflieger, der den Ring gewonnen hat, überbringt der Witwe die traurige Botschaft, und irgendwie werden sich die beiden verlieben.
Immerhin, so einfach macht es sich das Drehbuch von Martin Wilke und Silke Morgenroth dann doch nicht, schließlich gehört zu jeder Romanze ein Hindernis, das das potenzielle Liebespaar überwinden muss. Der Bruchpilot war zu einem Schäferstündchen unterwegs, hat seiner Frau Dana (Stephanie Japp) jedoch erzählt, er müsse wieder mal eine Doppelschicht schieben. Nun will die Witwe die Stiftung verklagen. Um einen Skandal zu vermeiden, fordert der Gründer der Organisation, Lord Bingford (Rüdiger Joswig), ein Bauernopfer. Es trifft Ray (Michael Roll), den Piloten, der den Ring gewonnen hat; er war der diensthabende Vorgesetzte des abgestürzten Kollegen. Die obligate Liebesgeschichte entwickelt sich trotzdem: Monate später hat Dana auf Bingfords Landsitz einen zum Abriss vorgesehenen Pavillon entdeckt, den sie unbedingt retten möchte. Auf dem Weg dorthin streikt ihr Auto, und selbstredend kommt zufällig der arbeitslose Ray vorbei und fährt sie artig zum Lord. Dank seiner Fürsprache bekommt Dana drei Tage Zeit, um den Pavillon zu restaurieren, und macht Ray kurzerhand zum Gehilfen. Sie hat keine Ahnung, wer er ist, er verpasst – wie kann es auch anders sein – den richtigen Moment; und dann findet ihre Tochter Tilda den Ehering.
Nicht viel Handlung, zumal das Drehbuch auf einer Kurzgeschichte basiert („The Bracelet“). Zum 90-Minüter wird „Zu hoch geflogen“, weil es zwei Nebenstränge gibt. Einer ist allerdings völlig überflüssig und erzählt, wie sich Tilda in einen jungen Reitersmann verliebt, von einer eifersüchtigen Konkurrentin gemobbt wird und am Ende nicht bloß den Jungen, sondern auch ein Turnier gewinnt. Der zweite handelt von Amy (Kristina Dörfer). Sie ist Rays Cousine und war die Geliebte des abgestürzten Piloten. Da sie todkrank ist, will sie Dana bitten, das gemeinsame Baby zu adoptieren. Die wiederum ist überzeugt, Ray sei der Vater des Kindes.
Die Luftaufnahmen vom pittoresken Cornwall sind zwar Standard für die Pilcher-Filme, lassen sich diesmal aber zumindest in der Theorie auch inhaltlich rechtfertigen, schließlich ist der Held Pilot. Die prachtvollen Sonnenauf- und untergänge sehen allerdings eher nach Südsee aus. Roll spielt den ehemaligen Air-Force-Flieger angemessen kernig und trotzdem sympathisch, und abgesehen von einigen Momente, in denen sie den Gepflogenheiten des Sendeplatzes Tribut zollen muss, macht auch Stephanie Japp ihre Sache ordentlich. Ein Pilcher-Film, der auch für Männerhände nicht zu zart ist. (Text-Stand: 5.12.2013)