Rosamunde Pilcher – Vertrauen ist gut, verlieben ist besser

Pilcher-Verfilmung, die Kai Scheve & Jana Klinge & auch noch so ihre Momente hat

Foto: ZDF / Jon Ailes
Foto Tilmann P. Gangloff

„Vertrauen ist gut, verlieben ist besser“ ist je nach Sichtweise eine durchschnittlich gute oder schlechte Pilcher-Verfilmung, die sich mitunter allzu devot den Gesetzmäßigkeiten des Sendeplatzes unterwirft. Die beiden Hauptdarsteller geben zwar ein überzeugendes Liebespaar ab, doch die Handlung ist insgesamt viel zu überraschungsarm. Immerhin: Die Kamera ist agil und die Dialoge sind zuweilen recht flott. Unterm Strich: anspruchsloser Zeitvertreib.

Die Frauenfilmtermine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind auch nicht mehr das, was sie mal waren: Die ARD hat ihren Freitagsfilmen den einst obligaten Süßstoff entzogen, und auch das ZDF erzählt sonntags immer öfter Geschichten, in denen die Welt nicht mehr heil ist. Allein die Marke „Pilcher“ garantiert noch Landschaft, Sonnenschein & schöne Menschen. In „Vertrauen ist gut, verlieben ist besser“ sind Gute & Böse wie gewohnt auf Anhieb erkennbar. Gerade die Schurken müssen in den Pilcher-Verfilmungen stets Figuren ohne Grautöne sein. Immerhin hat Patty Gregson (Schlattner) hehre Ziele: Sie ist Mitglied einer gemeinnützigen Organisation und will um jeden Preis das Patent für einen teuren Impfstoff gegen Diabetes, um den mittellosen Menschen in Afrika zu helfen. Zu diesem Zweck erpresst sie ihren früheren Freund Ben Cutler (Scheve), den Sicherheitschef des Pharmakonzerns Marshland. Ben hat zwar eine kriminelle Vergangenheit als Hacker, steckt nun aber in einem echten Dilemma: Er hat sich gerade erst in Anne (Klinge), die Witwe des Konzerngründers, verliebt.

Rosamunde Pilcher – Vertrauen ist gut, verlieben ist besserFoto: ZDF / Jon Ailes
Jana Klinge & Kai Scheve sind das Beste an dieser Rosamunde-Pilcher-Romanze. „Vertrauen ist gut, Verlieben ist besser“

Die Geschichte von „Vertrauen ist gut, verlieben ist besser“ ist hübsch von Martin Wilke geschrieben und die Umsetzung von Regisseur Stefan Bartmann dank Marc Prills agiler Kamera vergleichsweise flott. Bei der Bildgestaltung finden sich immer wieder Vorwände für Flüge über Cornwalls Küste, die Sonne scheint, die Anwesen sind prachtvoll und die Mitwirkenden attraktiv. Das ist zwar alles recht klischeehaft, aber diese Zutaten gehören nun mal zum Pilcher-Versprechen. Die Frage ist bloß, was man draus macht, und da wäre diesmal mehr drin gewesen: Die Figuren bleiben allesamt oberflächlich. Dabei ist es durchaus nett eingefädelt, wie sich die Liebelei zwischen Ben und Anne in der Beziehung zwischen seiner Tochter Emma und ihrem Stiefsohn Rod spiegelt. Annika Schrumpf wirkt zunächst wie das übliche Soap-Biest, kann sich aber nicht zuletzt dank ihrer pfiffigen Dialoge profilieren. Das Spiel von Patrick Mölleken macht dagegen den Eindruck, als habe ihn die Regie allein gelassen: immer wieder der Griff zur Brille als überdeutliches Zeichen für die Unsicherheit des jungen Mannes. Prompt wird der Wandel der Rolle vom schüchternen Streber zum attraktiven jungen Mann allein durch den Verzicht auf die Brille dokumentiert. Ähnlich stereotyp ist die Figur des bösen Schwagers ausgefallen: Der Nichtsnutz will das Unternehmen lieber heute als morgen verkaufen und intrigiert nach Kräften, um seinen Neffen Rod, dessen Firmenanteile von Anne verwaltet werden, auf seine Seite zu bringen. Bruno Eyron ist allerdings Routinier genug, um immerhin ein bisschen mit den entsprechenden Klischees zu spielen.

Und so bleibt „Vertrauen ist gut, verlieben ist besser“ bloß ein anspruchsloser Zeitvertreib mit immerhin glaubwürdig sympathischen Hauptdarstellern und stimmigem Erzählrhythmus, weil sich Buch und Regie nicht öfter getraut haben, auf die übliche Vorhersehbarkeit zu verzichten. Regelmäßig sorgen Nahaufnahmen dafür, dass man Details wie beispielsweise das Yin/Yang-Tattoo wahrnimmt, das die Schulterblätter von Ben und Patty ziert; selbstredend hat die Tätowierung großen Anteil daran, dass Anne irgendwann an Bens Liebe zweifelt. Die ersten Annäherungsversuche zwischen den Paaren inszeniert Bartmann zudem derart unsubtil, dass man mitunter meint, den Aufprall zu hören, wenn jemand ein Auge auf einen Mitmenschen wirft. Um so schöner sind die gelegentlichen unverhofften kleinen Ideen am Rande. Mit zunehmender Dauer gewinnt der Film ohnehin an Qualität, so dass man spätestens nach dem gelungenen doppelten Schlussgag allen Einwänden zum Trotz durchaus guter Dinge ist.

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Reihe

ZDF

Mit Kai Scheve, Jana Klinge, Bruno Eyron, Franziska Schlattner, Annika Schrumpf, Patrick Mölleken

Kamera: Marc Prill

Szenenbild: Robert Foster

Schnitt: Usch Born

Produktionsfirma: FFP New Media

Drehbuch: Martin Wilke – Vorlage: „Woman in Winter“, Kurzgeschichte von Rosamunde Pilcher

Regie: Stefan Bartmann

Quote: 5,56 Mio. Zuschauer (15,3% MA)

EA: 16.11.2014 20:15 Uhr | ZDF

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