Der Film „Reiff für die Insel – Neubeginn“ entpuppte sich im Frühjahr 2012 als überraschend leichtfüßige und temporeiche Komödie, die immer wieder für Überraschungen gut war. Für die Fortsetzung haben ARD-Tochter Degeto und Produktionsfirma Real Film auf das bewährte Team gesetzt. Und an (Unterhaltungs-)Qualitäten sogar noch ein wenig zugelegt…
Marcus Hertneck (Buch) & Anno Saul (Regie) greifen erzählerisch und stilistisch auf, was sich im ersten Film bewährt hat, ergänzen „Katharina und der ganz große Fisch“ aber um diverse neue Aspekte. Hauptfigur neben Tanja Wedhorns Titelheldin ist der fatalistische Priester Alexander Larsen, der verschiedene Ereignisse als Vorboten der Apokalypse interpretiert. Dass sich die Kirche auf der Insel Föhr bildlich wie auch buchstäblich in einem jämmerlichen Zustand befindet, ist Larsens geistiger Gesundheit gleichfalls abträglich; vom Alkoholkonsum ganz zu schweigen. Stephan Kampwirth kostet den Facettenreichtum der Rolle weidlich aus; der zunehmend derangierte Larsen bildet somit einen kontrastreichen Gegenentwurf zur zuversichtlichen Katharina mit ihrem ausgeprägtem Helfersyndrom.
Ausgerechnet der Priester entpuppt sich schließlich als Hoffnungsträger, denn die frühere Anwaltsgehilfin und heutige Jurastudentin im Fernstudium kommt durch Zufall einem groß angelegten Komplott auf die Spur: Ein Investor versucht mit miesen Tricks, sich die gesamte Insel unter den Nagel zu reißen, um darauf ein riesiges Hotelgelände zu errichten. Die Grundstücke der Kirche sind ihm schon so gut wie sicher. Die anderen Grundstückseigner sollen dank billiger Kredite in den Ruin getrieben werden. Einzige Chance der Insulaner: Sie müssen nachweisen, dass sie eine lebendige Kirchengemeinde darstellen. Dummerweise sind Katharinas Mitbürger zwar ausnahmslos liebenswerte Zeitgenossen, aber völlig ungläubig; und Larsen, den Weltuntergang vor Augen, ist auch nicht gerade eine große Hilfe.
Geschickt ändern Hertneck und Saul auch mithilfe der Musik (Fabian Römer) im Verlauf der Handlung das Vorzeichen. Zunächst ist „Katharina und der ganz große Fisch“ in erster Linie eine kurzweilige Komödie, in deren Rahmen der verwirrte Larsen bloß ein weiterer komischer Kauz ist. Gag- und Pointendichte sind beeindruckend, immer wieder verblüfft der Film mit beiläufig eingestreuten witzigen Details am Bildrand, wenn beispielsweise im Hintergrund völlig unmotiviert eine Kuh umkippt. Mitunter artet das in puren Slapstick aus, aber immer mit Niveau. Als es schließlich ernst wird und die Insulaner ihre Heimat zu verlieren drohen, wandelt sich unmerklich auch die Stimmung. Der Film ist nach wie vor kurzweilig, aber Übermut und Verspieltheit werden stark reduziert, was sich schließlich als Ruhe vor dem Sturm entpuppt: Das Finale ist ein mitreißender Gospelgottesdienst.
Stilistisch mag Sauls Inszenierung nicht weiter auffällig sein, aber seine Führung der Darsteller ist ausgezeichnet. Das gilt vor allem für die Nebenfiguren, die auch dank der Besetzung (u.a. Jan-Gregor Kremp als Ex-Polizist & Katharinas Jugendliebe sowie Dietrich Hollinderbäumer als sein Vater) weit mehr als bloß die üblichen klischeehaften Stichwortgeber sind. Schade nur, dass die enorm talentierte Lotte Flack, die als Katharinas Tochter wesentlichen Anteil an der Qualität des ersten Teils hatte, hier nur noch eine Randfigur ist.