„Nicht schon wieder ein Fall bei der Bundeswehr“, stöhnt Kommissarin Uli Steiger. „Man kann sich die Morde nicht aussuchen“, meint ihr neuer Kollege Lars Reiter. Ein Papen-Satz. Der verdiente Kommissar, der Steiger zur Kripo holte und am Tag ihres Dienstantritts einer Explosion mit Bankraub zum Opfer fiel, geistert auch durch den dritten und letzten „Polizeiruf“ von Stefanie Stappenbeck. Der Ersatzvater hat den weiblichen Feldjäger zur Polizei geholt und aus den Fängen der Bundeswehr befreit. In Zapfenstreich“ muss sich die junge Frau nun selbst befreien – gemäß der Philosophie des Präsidiumspförtners: „Vom Militär aus gesehen ist die Polizei die Zwischenstation auf dem Weg zum Individuum.“
Eine junge Soldatin ist ermordet worden. Mit einigen Kameradinnen stand sie gerade mitten in einem Lehrgang, der sie für einen Auslandseinsatz vorbereiten sollte. Es herrscht ein harscher Ton in der Truppe. Die Frauen werden besonders getriezt. Hauptfeldwebel Melzer ist ein ganz harter Hund. Steiger fühlt sich in alte Zeiten versetzt. Während Reiter sich den Ex-Mann der Toten vornimmt, ermittelt sie bei einer Übung im Feld. Sie marschiert mit, riecht scharfe Munition, sieht verängstigte Soldatinnen, einen in ihren Augen menschenverachtend drillenden Vorgesetzten und wird niedergeschlagen. Als sie das Handy der Toten in die Hand bekommt, weiß sie, dass es nichts Besseres für sie geben konnte, als diesen „Verein“ zu verlassen.
„Zapfenstreich“ bringt das Stappenbeck-Intermezzo beim bayerischen „Polizeiruf 110“ mit Anstand zu Ende. Schade ist es allemal. Mit Jörg Hube an ihrer Seite hätte etwas sehr Eigenes entstehen können. Schauspielerisch ist sie ein Hochkaräter. Das kann Stappenbeck auch im Film von Christoph Stark zeigen. In Shootingstar Lars Eidinger an ihrer Seite findet sie ihren Meister. Das ist zwar nicht das, was sich der BR vorgestellt hat für die Zukunft, aber ein zukunftsweisendes Modell im Sinne eines etwas anderen Ermittelns sind die beiden schon. Gerade noch zusammen in der Kiste und schon am nächsten Tatort – das ist doch mal was!
Foto: BR / Erika Hauri
Der coole Kiffer und die Kleine mit der Knarre – da schaut man gerne hin. Das war trotz hoch dramatischem Showdown über weite Strecken ein Ermitteln im J.J.Cale-Stil: entspannt, locker, lakonisch. Davon sollten sich Wuttke und Thomalla beim „Tatort“ Leipzig mal eine Scheibe von abschneiden. Dass der Fall als Krimi nicht viel hergab, dass die Bundeswehr als Klischee-Fundus herhalten musste und die bekannt gewordenen Initiationsrituale und Erniedrigungskulte mal eben als krönender Nebeneffekt in die Handlung eingebaut wurden und die Story nur erfunden wurde, um die Entwicklung der Heldin abzuschließen – geschenkt.