Ein Junge liegt tot auf der Straße. Unfall? Mord? Totschlag? Eine Mutter sucht verzweifelt ihren achtjährigen Sohn. Unruhe, Hoffnung, Gewissheit. Sie bricht zusammen, ist am Ende. Auch Obermeier, selbst Mutter, zeigt Nerven, während Tauber versucht, der Mutter beizustehen, die nicht begreifen kann, weshalb man sie nicht zum Leichnam ihres Sohnes lässt. Sie will endlich gebührend Abschied nehmen… Dieser „Polizeiruf 110“ aus München hat es in sich. Der quälend gut gespielte Film geht nicht auf Mörderjagd, sondern richtet den Blick auf die Hinterbliebenen, die Mitopfer eines vermeintlichen Verbrechens. Autor Markus Thebe durchleuchtet seine Protagonisten bis in die tiefsten Tiefen ihrer Seele und Regisseur Eoin Moore gelingt es, aus Bildern, Tönen und zu Chiffren verdichteten Details mit Hilfe einer eleganten Montage ein sinnlich-emotionales Krimi-Gesamtkunstwerk zu kreieren.
„Jenseits“ ist ein „Polizeiruf“, der nicht fahrlässig mit dem Thema Tod und Verlust umgeht. „Wie sagt man einer Mutter, dass ihr kleiner Junge nicht mehr nachhause kommt?“, lallt Tauber, nachdem er seinen Schmerz im Schnaps ertränkt hat. „Das bringt einem keiner bei.“ Emotionales Erzählen wird hier richtig verstanden. Kein sinnloses Drücken auf die Tränendrüsen, sondern nacktes Herzeigen von Gefühlen, transportiert in atmosphärischen Bildern, damit sich der Zuschauer wenigstens zwischenzeitlich etwas Distanz verschaffen kann bei diesem bedrückenden poetisch-philosophischen Versuch über die Schuld, in dem Ulrike Krumbiegel und einmal mehr Edgar Selge glänzen. (Text-Stand: 4.11.2007)