Es war ein schweres Erbe, das Imogen Kogge mit ihrer Kommissarin Hertz antreten musste. Katrin Sass und Jutta Hoffmann hatten die Messlatte hoch gehängt. Erst mit dem Grimme-Preis-gekrönten „Kleine Frau“ befreite sie sich von ihren Vorgängerinnen. Auch „Geliebter Mörder“ ist ein gelungener „Polizeiruf“, der an die gute alte ORB-Fernsehfilm-Tradition anknüpft. Minutiös zeichnet der Film drei Tage des Ausnahmezustands in einer kleinen brandenburgischen Gemeinde nach. Eine Zwölfjährige wird vermisst. Als Täter kommt für die Kommissarin nur einer in Frage: ein pädophiler Freigänger, der zwar mittlerweile als ungefährlich eingestuft wird, vor Jahren aber ein ebenfalls 12-jähriges Mädchen getötet hatte.
Eine etwas angestrengte Auflösung des Falls ist der Preis für einen ungewöhnlich sensiblen Krimi mit hohem Empathiewert, der dem Alltag nachspürt und sich den Luxus erlaubt, sich Zeit zu nehmen und mit sehr wenig Verdächtigen auszukommen. Christiane Balthasar gelingt es gut, die angespannte, zunehmend bedrückende Stimmung in atmosphärische Bilder zu tauchen. Der Schluss ist politisch korrekt und es ist gut so. Autorin Daniela Mohr liegt weder etwas daran, die moderne Sexualtherapie zu diffamieren, noch geht sie sorglos mit den Ängsten von Eltern um, die ihre Kinder geschützt wissen wollen. (Text-Stand: 3.2.2008)