„Ich muss Ihnen einen Mord melden – an der Polizeischülerin Christine Teichow.“ Gerade wollte sich Kommissarin Johanna Herz mal um ihre Belange kümmern. „Ich muss plötzlich so viel weinen“, gesteht sie der Polizeipsychologin, da kommt dieser anonyme Anruf. Wieder muss sie sich um andere sorgen. Zwar gibt es noch keine Leiche, aber dafür eine dicke Blutspur. Diese führt Herz direkt zu einem Ausbilder an der Polizeischule: Martin Becker, ein Mann, den die Kommissarin kennt – vor über 20 Jahren hatten beide eine zweijährige Beziehung miteinander. Hatte er eine Affäre mit Teichow? Hat er sie aus dem Weg geräumt, als sie zu lästig wurde? Oder hat die eifersüchtige Zimmernachbarin der Vermissten die Spuren gelegt? Der Fall bringt Herz einmal mehr an ihre Grenzen und sie hat einfach alles satt.
Der letzte „Polizeiruf 110“ mit Imogen Kogge entwickelt eine dramaturgisch ungewöhnliche Krimi-Variante. Eine Leiche gibt es erst nach 75 Minuten. Die Spannung bleibt dennoch erhalten, weil eine tödliche Spaß-Tour der Polizistenanwärter in der Eingangssequenz, die Besetzung des vermeintlichen Opfers mit Katharina Schüttler und die seltsame Ehe, die der vom Helfersyndrom erfasste Polizeiausbilder führt, genügend Material zu Spekulationen geben, die das Interesse am Fall wach halten. Johanna Herz ermittelt Potsdam-gemäß unspektakulär und Horst Krause ist mal wieder ganz Horst Krause. In der psychologischen Schluss-Offensive gibt es dann noch einen schauspielerischen Höhepunkt – und auch Ed Herzogs Bild-Regie, die stilvoll zwischen „New Look“ und Potsdamer „Old School“ wechselt, kann sich sehen lassen. Fazit: ein typischer Kogge-Ausstand. Ehrlich, authentisch, gut!
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