Eigentlich hatte sich Johanna Herz auf ein romantisches Wochenende mit ihrem Lebensabschnittsparter gefreut. Ihr Robert indes, ein Historiker mit Leib und Seele, scheint lieber auf den Spuren Napoleons erster Niederlage zu wandeln. In solchen Momenten ist ihm dann die Bibliothekarin Amelie fast näher als sein Herzblatt. Beide forschen einem fast 200 Jahre alten Mord hinterher – offenbar begangen an einem Leutnant, der sich etwas zu heftig in eine von Napoleons Maitressen verliebt hat. Doch auch die Kommissarin bekommt ihren Mord. Ein Weinhändler und einer der Hauptsponsoren von Großbeerens Schlachtspektakel wird ermordet. Er war ein guter Freund von Roberts neuer Flamme. Als die Mauer noch stand, liebten sie sich, der wohlhabende Wessi und die hübsche Intellektuelle aus dem Osten.
Zu Beginn wähnt man sich in einer Billig-Version von “Napoleon”: blitzende Bajonette, angeklebte Bärte, ein überschaubares Schlachtgetümmel. Wie ein “Polizeiruf 110” sieht das beileibe nicht aus. Doch die neue Ermittlerin beim ORB enttarnt bald diesen soldatischen Mummenschanz. Schatten der Geschichte fallen auf die Gegenwart. Ein Wessi liegt tot auf dem Feld. Wie schon beim Debüt schiebt sich auch bei “Die Schlacht” die Privatperson Herz vor die Autoritätsperson der Kommissarin. Sie ist keine Ermittlungsmaschine. Das war schon bei Jutta Hoffmann so, Imogen Kogge führt die Tradition angenehm weiter, mit gesundem Menschenverstand, bodenständig, weniger intellektuell als ihre Vorgängerin. Und Horst Krause sorgt für Witz. Ansonsten erzählt “Die Schlacht” von einer Schuld aus DDR-Zeiten. Mit Reue und Vergebung aber ist es nicht weit her. Und so nimmt das Familiendrama seinen Lauf. Optisch und amosphärisch veredelt das skurrile (dokumentarisch gefilmte) Schlacht-Fest von Großbeeren den gelungenen Krimi von Thomas Bohn. (Text-Stand: 2.2.2003)