Eine Tote treibt vor Sylt in der Nordsee. Kein schöner Tod. Die Hamburger Kiez-Wirtin, die auf der Promi-Insel kurz zuvor mit den Scheinchen nur so um sich geworfen hat, wurde seemännisch gefesselt und über Bord geschmissen. Diana, eine Freundin der Toten, macht derweil eine Riesenwelle in und um Kampen, mit dem Mord allerdings dürfte sie nichts zu tun haben. Hauptkommissar Theo Clüver und seine jungen Mitstreiter, Ina Behrendsen und Profiler Hinnerk Feldmann, stoßen bei ihren Recherchen auf die Gesellschaft für Erbenermittlung, ihren gierigen, schmierigen Chef, einen windigen Anwalt und ein Mediziner-Geschwisterpärchen, das auch die wilde Diana aus alten Zeiten zu kennen scheint. Wenig später gibt es zwei weitere Tote. Clüver & Co kommen einem perfiden mörderischen Betrugskomplott auf die Spur. Doch die unberechenbare Diana ist mal wieder schneller.
Robert Atzorn, Julia Brendler, Oliver Wnuk und Sylt – das ist mehr als die halbe Miete für den zweiten ZDF-Krimi um Kommissar Clüver und sein Nordsee-Team. Der Kommissar schläft schlecht und behält trotzdem seinen norddeutschen Charme, die trinkfeste Kollegin sieht blendend aus und der übereifrige Profiler kann sich nur selten ein Schmunzeln verkneifen. Der solide von Drehbuchautor Thomas O. Walendy zusammen gebastelte Whodunit „Clüver und die fremde Frau“ ist ein Wohlfühlkrimi, der gut funktioniert dafür, dass er ohne viel Humor, ohne große Spannung und ganz ohne Action auskommt. Die Fragezeichen auf den sympathischen Gesichtern des „Nord-Nord-Mord“-Trios und des flippig blonden Racheengels sind es, die die Aufmerksamkeit des Zuschauers lenken. Alles andere, selbst die hochkarätig mit Felix Klare, Jürgen Tarrach und Nicole Marischka besetzten üblichen Verdächtigen sind da nicht mehr als routiniertes Beiwerk. Diese Reihe bringt das Genre TV-Krimi zwar nicht weiter, geht aber durchaus als passables Gebrauchsfernsehen durch. Da Anno Sauls „Clüver und die fremde Frau“ in 90 Minuten nur einen geringen Mehrwert über den Krimiplot hinaus liefert – sprich: wenig Atmosphäre, kaum charakteristische persönliche Nebengeschichten, kein relevantes Thema, keine Kommunikationsrituale zwischen den Ermittlern (wie beispielsweise bei Marie Brand und Kollege Simmel), sollten für einen solchen gediegen linear erzählten Ermittlungskrimi 60 Minuten ausreichen. „Mordshunger“, eine andere Network-Movie-Reihe, macht das den Nordlichtern derzeit vor.