Janek Rieke kann noch unbedarfter lächeln als Ben Stiller und Fritz Wepper ist ein mindestens ebenso harter Knochen wie Robert de Niro. Hollywood lässt schön grüßen. „Nicht ohne meinen Schwiegervater“ lehnt sich unverkennbar an den Kinohit „Meine Braut, ihr Vater und ich“ an. Was tun, um den Schwiegervater in spe davon zu überzeugen, dass man der Richtige ist für das Goldstück der Familie? Und wie reagieren, wenn man merkt, dass die Rechnung nicht aufgeht und der Schwiegervater einen für den herzlich ungeeignetsten Schwiegersohn hält? Man braucht keinen siebten Sinn, um zu ahnen, dass der Möchtegern-Bräutigam alles falsch macht, was es falsch zu machen gibt. Dumm für ihn, gut für den Zuschauer.
Der erste Eindruck entscheidet. Der Psychotherapeut Ulf weiß das, was ihn nicht unbedingt lockerer macht. Und so geht zur Begrüßung erst einmal sinnbildlich das Familienfoto zu Bruch, bevor ihn der Vater mit der Mistgabel bedroht. Und verkrampft geht es weiter. „Die Wurst muss weg“, meint Vater Friedrich. „Tut mir leid, ich bin Vegetarier“, entgegnet Ulf. Mit seinem Beruf kann er auch keine Pluspunkte sammeln. „Psychotherapeut!“ Da gefriert Big Daddy endgültig die Miene und selbst Dackel Hector sucht winselnd das Weite. Dem geht es dann am nächsten Tag an den Kragen. Statt eines Fuchses schießt der Wehrdienstverweigerer beinahe Papas vierbeinigen Liebling über den Haufen. Es ist Hochzeitstag – und deshalb gibt sich der Patriarch des Hauses doch noch versöhnlich. Ein Fahrradausflug soll die Wogen glätten, entartet aber zum verbissenen Kräftemessen. Und das Fiasko geht weiter – mit Autojagden, Polizeigewahrsam und Schwulenpornos.
Die erste Stunde von „Nicht ohne meinen Schwiegervater“ ist ein einziges Gag-Feuerwerk. Doch das äußere Chaos zielt durchaus auch auf den Wahnsinn in zwischenmenschlichen Beziehungen. Wenn sich zwei nicht riechen können und der eine dennoch versucht, dem anderen zu imponieren – das kann nicht gut gehen. „Menschen wollen so sein, wie sie sind – trauen sich das aber zu selten, aus Angst, dass sie damit ihr Gegenüber verschrecken“, glaubt Drehbuchautor Stefan Rogall. Dieses Dilemma betrifft nicht nur den verunsicherten Ulf. So ist Tochter Sarah noch immer die brave Tochter, der Sohn heimlich schwul und die Mutter hat ihre Persönlichkeit gegen Harmoniesucht eingetauscht. Der Film kippt am Ende nicht ins Moralinsaure. Seine Haltung zum Familienfrieden (mehr Transparenz wagen!) drückt der Film dem Zuschauer alles andere als penetrant aufs Auge. Und das Happy End? „Das liegt im Wesen der Komödie, der Weg dorthin sollte aber so steinig und unvorhersehbar wie möglich sein“, betont der Autor. Gesagt, getan. Gute Unterhaltung. (Text-Stand: 5.12.2005)