Robert probt den Neuanfang. Der ewige Grübler verlässt das geliebte Köln und macht sich auf in die neuen Bundesländer. Seine Ersparnisse investiert er in Münzfernrohre, die er im Osten aufstellen will. “Man muss den Blick auf die Dinge richten, die ständig übersehen werden, dann gibt es auch was zu entdecken”, sagt er. So ähnlich hat das auch immer seine Frau gesagt. Vor fünf Jahren ist sie tödlich verunglückt. Bis heute hat Robert seine Jule nicht aus dem Kopf bekommen. Deshalb jetzt auch die Flucht aus dem Rheinland in eine Gegend, in der nicht überall Erinnerungen lauern. Endlich will er die Trauer überwinden, will lernen, das Vergangene loszulassen. Doch das Schicksal erschwert seine Absicht. Durch eines seiner Fernrohre entdeckt er eine Frau, die Jule frappierend ähnlich sieht. Er lernt sie kennen. Sie kommen sich näher. Den Grund seiner Fixierung verrät er jener Christiane aber nicht.
“NeuFundLand”, zweiter Film aus der “Ostwind”-Kooperation von ZDF und ORB, erzählt von einem Mann um die 40 und seinen Obsessionen. Da ist die verstorbene Frau, mit der er noch immer Zwiesprache hält. Und da sind die Münzfernrohre, mit denen er das Unsichtbare sichtbar machen will. Als er die Andere kennen lernt, ist er fasziniert von der Möglichkeit, sein Leben nun doch nicht so grundlegend ändern zu müssen und an Liebgewordenem weiter festhalten zu können. Doch bald merkt er: diese Christiane ist anders als Jule. Sie hat eine Ost-Vergangenheit, ist nach der Wende von einem Wessi böse aufs Kreuz gelegt worden. Das verlorene Geld will sie sich nun mit einem raffinierten Coup zurück holen. Nach und nach gelingt es Robert, Christine so zu sehen, wie sie ist, und sich in sie zu verlieben.
Es schwingt in dieser Geschichte von Georg Maas einiges mit, was auch für das deutsch-deutsche Verhältnis gilt: So wie Robert die Fremdheit im scheinbar Vertrauten erlebt, so stehen auch Ost- und Westdeutsche sich oft einander gegenüber. “Dabei spricht man doch dieselbe Sprache, ist sich ähnlich im Aussehen und hatte bis auf 40 Jahre die gleichen kulturellen Wurzeln”, wundert sich der gebürtige Aachener Maas. “NeuFundLand”, der durch seine Farb- und Lichtdramaturgie ins Auge sticht, macht die Fremdheit sichtbar. Und Jochen Nickel und Anna Loos zeigen in ihrem leisen, differenzierten Spiel, dass diese Fremdheit durchaus bereichernd sein kann. (Text-Stand: 15.11.2004)