Mordkommission Istanbul – Stummer Zeuge

Erol Sander, Üner, Kreindl. Mehmet Özakin & Istanbul können sich sehen lassen!

Foto: Degeto / Gülnur Kilic
Foto Tilmann P. Gangloff

Ein Junge musste mit ansehen, wie seine Eltern kaltblütig hingerichtet worden sind, und flieht in Panik. Eine überraschend packende Krimi-Story bietet „Stummer Zeuge“ aus der ARD-Reihe „Mordkommission Istanbul“, die auch noch ungewohnt abwechslungsreich und optisch aufwendig inszeniert wurde. Größte Sehenswürdigkeit aber ist Erol Sander. Der ist längst mehr als ein gut aussehender Kleiderständer – und hat sogar Action drauf!

„Der kleine Zeuge“, „Der einzige Zeuge“, nun „Stummer Zeuge“: Es bringt stets einen besonderen Nervenkitzel mit sich, wenn Jungs einen Mord beobachten und anschließend prompt in Lebensgefahr schweben. In dieser neuen Episode aus der Reihe „Mordkommission Istanbul“ nimmt sich Kommissar Mehmet Özakin des kleinen Ersun an. Der Junge musste mit ansehen, wie seine Eltern kaltblütig hingerichtet worden sind, und flieht in Panik. Als Özakin ihn aufspürt, stellt er fest, dass der Schock Ersun buchstäblich die Sprache verschlagen hat.

Ähnlich wie bei den gleichfalls von der ARD-Tochter Degeto in Auftrag gegebenen Reihen „Kommissar LaBréa“ (Paris), „Toni Costa“ (Ibiza) oder den Verfilmungen der Romane von Donna Leon (Venedig) liegt der Reiz von „Mordkommission Istanbul“ nur bedingt in der Originalität der Geschichten; ohne die pittoresken Schauplätze wären es Krimis wie viele andere. Natürlich arbeiten auch die nach Motiven der Romane von Hülya Özkan entstandenen Filme vom Bosporus mit den üblichen Stadtansichten, die mit der Handlung nichts zu tun haben, aber als Kapitel-Trenner zwischen zwei Szenen für Atmosphäre und Exotik sorgen sollen; doch in den Filmen von Michael Kreindl, der die Reihe mittlerweile ähnlich prägt wie Sigi Rothemund die Venedig-Krimis, wirken sie weniger willkürlich.

Mordkommission Istanbul – Stummer ZeugeFoto: Degeto / Gülnur Kilic
Der einzige Zeuge: Ersun (Durukan Celikaya) hat den brutalen Mord an den Eltern mitansehen müssen und schwebt in Lebensgefahr.

Größte Sehenswürdigkeit aber ist Erol Sander. Auch wenn ihm die Rolle nicht viel Spielraum lässt: Selbst im einfachen weißen Hemd und schlichtem dunklen Anzug sieht der Mann großartig aus. Die komödiantische Ebene, auf der Özakin die Tollpatschigkeiten seines Kollegen Mustafa mit schiefen Grinsen kommentiert, fällt im Buch von Mathias Klaschka diesmal deutlich sparsamer aus als sonst. Dafür hat Sander einige Actionszenen, in denen er eine nicht minder gute Figur macht. Während eines Zweikampfs krachend auf einem Tisch zu landen, der unter ihm zusammenbricht: Das hat nicht jeder Schauspieler drauf.

Für die Gefühle sorgen in dieser Geschichte vor allem die Kinder, und das nicht nur wegen Ersun: Mehmets Frau Sevim (Idil Üner) ist womöglich schwanger, was dem Gatten gut gefällt. Nachwuchs täte der ehelichen Erzählebene ohnehin gut, zumal Sander, selbst zweifacher Vater, schon oft genug bewiesen hat, dass er ausgezeichnet mit Kindern arbeiten kann. Entsprechend glaubwürdig sind die Szenen mit dem Jungen, den Özakin schließlich mit nach Hause nimmt, nachdem Ersun im Krankenhaus eine Panikattacke bekommen hat. Weil er aber nach wie vor stumm bleibt, folgt der Ermittler einer Spur in einen Boxclub, wo ein Staatssekretär gerade eine schwungvolle Rede hält. Da der Politiker von Erdoğan Atalay („Alarm für Cobra 11“) verkörpert wird, ahnt man selbstredend, dass dies nicht die letzte Begegnung der beiden bleiben wird. Der Boxclub entpuppt sich als Basis eines schwunghaften Drogenhandels; aber das erklärt trotzdem nicht, warum Ersuns Eltern sterben mussten. Am Ende liefert der Junge doch noch den Schlüssel zur Lösung.

Wie stets bei den im Ausland spielenden Degeto-Filmen irritiert mitunter die Mischung aus Originaldialogen und glattem Synchrondeutsch. Und dass vierschrötige Randfiguren einen Slang sprechen, als seien sie in prekären Bezirken Berlins aufgewachsen, passt zwar zur Rolle, aber nicht zum Schauplatz. Dafür ist die Geschichte abwechslungsreich und dank vieler Ortswechsel und Straßenszenen optisch aufwändig (Bildgestaltung: Stefan Spreer). Die Musik (Titus Vollmer) gibt den Bildern die nötige Dynamik. Dramaturgisch geschickt ist auch die Idee, vor dem Finale alle handelnden Personen vorübergehend zur Ruhe kommen zu lassen.

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Reihe

ARD Degeto

Mit Erol Sander, Idil Üner, Oscar Ortega Sánchez, Erden Alkan,Erdogan Atalay, Turgay Dogan, Durukan Çelikaya

Kamera: Stefan Spreer

Szenenbild: Cagri Aydin

Schnitt: Philipp Schmitt

Musik: Titus Vollmer

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler, Hartmut Köhler, Ilka Förster

Drehbuch: Mathias Klaschka

Regie: Michael Kreindl

Quote: 5,55 Mio. Zuschauer (17,4% MA); Wh.: 3,08 Mio. (12,2% MA)

EA: 11.04.2013 20:15 Uhr | ARD

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