Mona (Maren Kroymann) wohnt in der Schlossallee. Feinstes Pflaster und das richtige Revier für Königspudel Lucky. Mit gewöhnlichen Menschen hat Frauchen ein Problem. Hausmeister Ahmed (Aykut Kayacik) schmückt ihr das Haus zu kitschig, die Verkäuferin ihrer Lieblings-Boutique wagt es, in ihrer Anwesenheit andere Kunden zu bedienen. In ihrem Element ist Mona nur dort, wo sie ihrer Meinung nach hingehört: unter den wohlhabenden Damen der Düsseldorfer Schickeria. Regisseur Marco Petry („Mein Freund, das Ekel“) setzt die blondierten Ü-50-Barbies mit schwungvoll aus der faltenfreien Stirn geföhnten Haaren in Szene. Ungekrönte Anführerin der Gattinnen-Gesellschaft ist Monas Küsschen-Küsschen-Freundin Chiara. Ann-Kathrin Kramer sorgt in der Rolle als herrschaftsbewusste Eiskönigin gleich zu Anfang für den besten Spruch der Komödie. Auf die Frage nach der Ausrichtung ihrer nächsten Spendengala, erklärt sie ihrer alternden Freundin den aktuellen Trend. „Waldbrand ist das neue Brustkrebs“, sagt sie und zwinkert Mona zu. Achtung muss man jetzt ergänzen: Origineller wird´s nicht. Nicht in den Dialogen und nicht im Lauf der Geschichte. Die dreht sich, als Mona erfährt, dass ihr Mann Gregor einem Herzinfarkt erlegen ist. Trauer? Nicht wirklich. Entsetzen? Aber hallo: Gregor hat nicht nur seine Frau betrogen, sondern auch das gesamte Vermögen in den Sand gesetzt. Jetzt kommt Monas Schwester Marie (Ulrike Kriener) ins Spiel. In einem ersten Schauplatzwechsel wurde der angegraute Zausel in Herbstwolle schon vorgestellt. Umgeben von guten Yoga-Geistern und einem Freund (Peter Prager), der nie zu Wort kommt, wartet Marie in ihrer schlichten Ferienpension vergeblich auf Gäste. Als die Pippi Langstrumpf von Pellworm vom Neffen erfährt, was in Düsseldorf passiert ist, packt sie die Koffer. Trotz jahrelanger Schwesternabstinenz. Ein Gutmensch eben.
Ab jetzt erzählt „Mona und Marie“ vom schwierigen Miteinander der verfeindeten Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, aber – Überraschung! – es im Herzen nicht sind. Die Schärfe und die satirischen Spitzen vom Anfang verlieren sich. Das Drumherum wird weiter freigefegt. Dabei ist die Szenerie von Anfang an überschaubar. Hier die übertrieben geschmückte Hausfassade der Schlossallee, dort die gemütlich-gammelige Pension auf Pellworm. Hier die zu verhökernden Antiquitäten, dort alles Naturholz. Hier wie dort gibt es keine lebendige Nachbarschaft, keine Bezüge oder Personen, die nicht sofort erkennbar ihre Funktion innerhalb der Geschichte auf der Schulter tragen. Der zuvor verschmähte Hausmeister wird natürlicher zum Rettungsanker in größter Not. Der obligatorische Obdachlose sitzt als stiller Mahner auf seinem Posten und die Besucher auf dem nachgestellten Weihnachtsmarkt gehen alle selig Arm in Arm. Monas Kinder (Susanne Bormann als lesbische Tochter Sophie, Max Bretschneider als brav-einfältiger Sohn Jonas) bleiben blasse Nebenfiguren und Maries Lebensgefährte Harald reichen für sein Coming-Out und eine Aussprache zur Trennung gerade mal knappe zwei Minuten Dialog. Mehr darf man in einer Weihnachtskomödie nicht erwarten? Dann lasst doch lieber manches weg.
Matthias Klaschka schrieb als Headautor von „Kommissarin Heller“ acht Episoden der Krimireihe mit Lisa Wagner in der Hauptrolle. Zwischen 2016 und 19 kreierte er außerdem vier Folgen „Solo für Weiss“ mit Anna Maria Mühe. Interessante Frauenfiguren sind für den Autor also nicht das Problem. Das Problem von „Mona und Marie“ ist eher, dass das strenge Korsett der (Weihnachts-)Komödie weder Buch noch Protagonistinnen den nötigen Freiraum für wirklich neue, interessante Eigenheiten gönnt. Da reicht der Sprachtick von Mona, die durch Buchstabendreher gern mal Fremdworte falsch ausspricht und so ihre Unkenntnis verrät, bei weitem nicht aus. Ulrike Kriener alias Marie bleibt zwischen ihren Einsätzen als praktisch veranlagter Nothelferin und verstrahltem Gutmensch so verwaschen-verwuschelt wie ihre Frisur. Mag man als Zuschauer zu Anfang noch auf dramaturgische Überraschungen hoffen, so setzt „Mona und Marie“ leider auf die üblichen Versatzstücke. Ein paar kuschelige Momente, in denen die bislang reservierte Mona zu Marie ins Bett krabbelt, der Joint als Motor zum Loslassen. Zwischen gepackten Kisten tanzen die Schwestern sich frei. Da wird gelacht und geweint, sogar die Kamera kommt mal ins Schwenken. Selig, wer das berauschend originell findet. Im letzten Drittel der Komödie verengt sich der Run auf das gute Ende dann auf drei Optionen. Sitzt Mona zur Weihnachtsgans beim netten Ahmed? Kommt das Baby von Tochter Sophie und ihrer schwangeren Frau am Festtag zur Welt? Oder finden die Schwestern noch eine total verrückte Idee für eine gemeinsame Zukunft? Egal wie´s ausgeht, es läuft auf eine eher trutschige Bescherung hinaus. (Text-Stand: 17.11.2021)