Es gibt diese Sorte Menschen, denen einfach alles gelingt. Sie erreichen ihre Ziele, obwohl man sie auf Anhieb durchschaut. Kai Brechtel ist so ein Typ: Ein smarter Anwalt, der sich auf Scheidungsfälle spezialisiert hat. Selbst Richterinnen bequatscht er so lange, bis sie die Waffen strecken und Urteile fällen, die Kais männliche Mandanten skandalös bevorteilen. „Männer sind die neuen Frauen!“, argumentiert der junge Anwalt zum Beispiel und tut tatsächlich so, als gelte es, gegen die Unterdrückung des Mannes zu Felde zu ziehen. In seinem jüngsten Fall allerdings hat Kai (Raphael Vogt) mehr Erfolg, als ihm lieb ist: Die 14-jährige Luzie Thalbach (Roxanne Borski) darf zu ihrem Vater ziehen. Der Kerl hat sich zwar nie um seine Tochter gekümmert, aber seine wohlhabende neue Lebensgefährtin (Gerrit Kling) hat sich in den Kopf gesetzt, aus Luzie einen Popstar zu machen. Völlig am Boden zerstört bleibt Luzies Mutter zurück: Johanna (Eva Hassmann) hat sich zeit Lebens für ihre Tochter aufgeopfert und muss nun sogar fürchten, das Sorgerecht zu verlieren. Kai spürt, dass er diesmal zu weit gegangen ist, zumal ihm die hübsche Johanna nicht mehr aus dem Kopf geht.
Keine Frage, die Geschichte von Annette Simon ist überschau- und vorhersehbar. Doch der Film lebt in erster Linie von den Details und den Figuren. Mag ja sein, dass die Moral etwas schlicht gestrickt ist: Der aus einfachen Verhältnissen stammende Kai lernt, dass es im Leben auch noch anderen Träume gibt, als sich hochzuarbeiten und ein flottes Auto zu fahren. Doch Raphael Vogt, gerade erst durch „Schmetterlinge im Bauch“ etwas bekannt geworden, stellt den Anwalt in einer schön ausgewogenen Mischung aus Kotzbrocken und Sympathieträger dar; seine erste Hauptrolle wird garantiert nicht die letzte bleiben. Unter der Regie von Oliver Dommenget profilieren sich aber auch die Nebenfiguren erfolgreich. Rike Schmid beispielsweise setzt als Kais überraschend einsichtige Freundin Benita unübersehbare Akzente, obwohl sie nur wenige Auftritte hat. Benita ist die Tochter von Kais Chef und Lehrmeister (Peter Sattmann), der ihm zwischenzeitlich sogar die Partnerschaft andient, bevor er ihn angesichts der zarten Bande zu Johanna und dem Verrat am eigenen Mandanten kurzerhand rauswirft. Und so ist „Meine bezaubernde Feindin“ eine zwar harmlose, aber dennoch sehenswerte Komödie, die ohne Zuckerguss auskommt.