Die 11-jährige Dole macht mit ihrer Mutter und deren neuem Freund Urlaub an der Ostsee. Es soll der tollste Urlaub seit langem werden: Sie wohnen im besten Hotel und Mama ist überdreht ob des unverhofften Liebesglücks – da bleibt wenig echte Aufmerksamkeit für die Tochter. Und die süße Kleine kann auch ein ganz schönes Biest sein. Sie weiß, wie sie Mamas Neuen in die Flucht schlagen kann. Dagegen gelingt es der Mutter nicht, die sich am Strand anbahnende Freundschaft zwischen Dole und dem vier Mal so alten Hermann zu unterbinden. Da scheinen sich zwei gefunden zu haben: das Kind, das vor der Pubertät und den nüchternen Erwachsenen Reißaus nimmt, und der Familienvater, der am liebsten Kind geblieben wäre. Nach dem Urlaub treffen sie sich wieder – zum Leidwesen ihrer Umgebung. Sie machen sich noch einmal auf eine Reise in ihre Träume aus Elfen und Unterwasser-Geheimnissen.
„Mein erstes Wunder“ erzählt die Geschichte einer Seelenverwandtschaft. „Nicht die Liebe eines Mannes zu einer Frau, nicht die Liebe eines Vaters zu seinem Kind – es war etwas anderes“, sagt die Filmemacherin Anne Wild. 90 Minuten kann der Zuschauer „das andere“ suchen. Es ist eine Welt, in der man sich gegenseitig sein lässt, in der man dem anderen nicht den eigenen Willen aufzwängt. Auch der Film vereinnahmt den Zuschauer nicht in Richtung Liebe mit erotischer Abhängigkeit. Wer bei diesem außergewöhnlichen Debütfilm in Richtung „Lolita“ oder Missbrauch denkt, der erliegt seinen eigenen Projektionen und Vorurteilen – und dem entgeht die Schönheit, die Tiefe, die Magie und die Verspieltheit dieses wunderbar fotografierten Arthaus-Films, der unter anderem den renommierten Max-Ophüls-Preis erhielt. Für die Regisseurin vielleicht kein Wunder, aber doch großes Glück: Henriette Confurius als Dole zwischen Wildfang und kindlichem Schmusebär. Ihr Blick, ihre Art, die phantasievollen Texte zu sprechen und in jeder Szene Kind zu bleiben – das ist für eine 11-Jährige schon ein Wunder. Der Deutsche Fernsehpreis war da nur die logische Folge.