Zum ersten Mal lädt Christiane ihren Freund Lars in ihre Wohnung ein. Ihre Tochter ist außer Haus. Da steht plötzlich Mutter vor der Tür – mit großen Koffern, reichlich Selbstmitleid und mit vielen guten Ratschlägen. Wie sollte die Unfallchirurgin ihr den etwas jung geratenen Kollegen vorstellen? Sie lässt es lieber. Überhaupt, klare Worte sind nicht Christianes Fischers Sache und so übernimmt Mutter Luise bald das Kommando im Leben der allein erziehenden Tochter. Während sich die Ärztin, die sich den Eifersüchteleien ihres Lovers ausgeliefert sieht, nun auch noch den Avancen eines alten Studienfreundes erwehren muss, sucht die 15-jährige Tochter Jette im Internet nach dem passenden Mann für die Mutter. Derweil hat Oma Luise die Wohnung etwas umdekoriert: deutsche Gemütlichkeit im Drei-Generationen-Frauenhaushalt. Und bald treffen sich alle zum Eklat am Wohnzimmertisch.
„Ich brauch keinen Platz, ich brauch gar nichts, ich falle dir nicht zur Last… Vergiss einfach, dass ich da bin!“ Wenn das so einfach wäre! Christiane Fischer ist erwachsen, aber Mutter bleibt Mutter – Klammern inklusive. Das offene Gespräch haben die beiden Frauen scheinbar nie gesucht. Und so ergeben sich nicht nur Misstöne, sondern es erwachsen auch neue Missverständnisse aus dieser wenig offenen Art. Dass Christiane im Umgang mit ihrer pubertierenden Tochter ähnliche Fehler (sie klammert nur moderner!) macht wie die eigene Mutter, wird ihr langsam bewusst. Auch ihre Bindungsängste zeichnen sich ab. Was sagt eine Kollegin? „Du bist immer auf der Suche nach Männern mit eingebauter Beziehungsbremse.“
Foto: ZDF / Susan R. Skelton
Hinter „Mama kommt!“ verbirgt sich eine Drohung. So eine Mutter wünscht sich keiner in den eigenen vier Wänden. Selbstbezogen, besserwisserisch und dann dieser Blick, der stets versucht, dem Gegenüber ein schlechtes Gewissen zu machen. Das spielt Senta Berger zwar weniger beleidigt als einst Inge Meysel in „Die Unverbesserlichen“, aber ein Tick zu viel ist es schon. So wie die ganze Geschichte ein Tick zu viel ist: zu dick aufgetragen für „ein Thema, welches wir alle an unserer jeweiligen Realität überprüfen und belegen können“, wie Regisseurin Isabel Kleefeld sagt. Schräger und überhöhter oder leiser und subtiler hätte man sich das Treiben in diesem Frauenhaushalt gewünscht. So erscheint die Handlung allenfalls ein wenig komödiantisch (deutsch) verdichtet. Viel Zufall ist im Spiel und wenig Tiefgang.
„Im Wiedererkennen und Wiederfinden liegt für mich der besondere Reiz dieses Stoffs“, befindet Grimme-Preisträgerin Kleefeld. Das ist richtig, doch für 90 Minuten zu wenig. Irgendwann liegt man sich ziemlich unvermittelt in den Armen. Alles ist vergessen. Nach 75 Filmminuten und 40 Lebensjahren ist man sich plötzlich einig. Ein Satz von Mutter Luise muss genügen: „Ich denke immer, wenn ich mich nützlich mache, dann werde ich gebraucht und dann muss ich nicht alleine sein.“ Da kann man sich nur wehmütig an eine andere Mutter-Tochter-Tragikomödie mit Senta Berger erinnern: Sandra Nettelbecks „Mammamia“.