Während seine Kicker-Kollegen von „Rote Erde“ ihren ersten Sieg seit Jahren über den Erzrivalen feiern, wird der Innenverteidiger Torsten Grote brutal mit einer Eisenstange erschlagen. Beinahe hätte er kurz vor Schluss noch den Sieg seiner Mannschaft durch ein überhartes Foul verspielt. Doch sein Torwart hielt den Strafstoß. Der junge Mann hatte viele Geschäftsideen, aber vor allem eine Menge Gläubiger an der Backe. Kommissar Lutter fallen die Ermittlungen nicht leicht. Schließlich war er selbst einmal für den Essener Traditionsverein aktiv und der Fall ruft auch bei ihm Erinnerungen emotional-amouröser Natur wach. Wehmut beschleicht ihn ob des Niedergangs seines Vereins und ob des tragischen Schicksals des talentierten Fußballers. Als ihm dann auch noch der Trainer von „Rote Erde“ gesteht, dass er sich habe bestechen lassen und plötzlich der Verdacht des Wettbetrugs im Raum steht, verliert Lutter die letzten Illusionen über die Ehrlichkeit dieses geliebten Männersports.
Von wegen 11 Freunde müsst Ihr sein. Selbst im Amateurfußball dreht sich alles nur ums liebe Geld. In „Rote Erde“ haben die meisten schon bessere Zeiten gesehen. Kollege Engels plagen Pusteln, Lutter wird von nostalgischer Melancholie übermannt, sein Fußballclub liegt darnieder, am Stadion nagt der Zahn der Zeit und in Essen geht ohnehin alles den Bach runter. Florian Oeller und Benjamin Hessler klaubten die Überreste einer Männergesellschaft zusammen, die nicht mehr viel anderes zu bieten hat als hohle Kumpel-Rituale und verlogene Sprüche. Die Milieuzeichnung wirkt stimmig, auch der Fall ist nicht unclever konstruiert und Kròl ist ein Guter, dem man vor allem seine emotionale Verbundenheit abnimmt – doch so richtig warm wird man mit diesem Krimi wie mit der „Lutter“-Reihe insgesamt nicht. Man spürt hinter der Story zu deutlich die Absicht. Die wenig filigrane Dramaturgie beißt sich mit Lutters Anflügen von tiefer Nachdenklichkeit. „Rote Erde“ hat das Zeug zu einem guten 60-Minüter, für einen 90-Minüter aber fehlt die durchgängige Stimmigkeit. Dass Joachim Król künftig dem hessischen „Tatort“ den Vorzug vor Lutter gibt, ist durchaus verständlich.