Der Fahrstuhl bleibt stecken: Das ist eine naheliegende Idee für ein drittes Komödien-Kammerspiel mit Bettina Maurer (Anke Engelke), der ehemaligen Moosbacher Bürgermeisterin, und Martin Hofmann (Matthias Brandt), ihrem einstigen Schulkameraden, der nun in Berlin lebt. Doch allzu lange sind die beiden nicht gefangen in dem rumpelnden Lift, der sie bis zur „Dachterrasse“ des Hauses befördern soll, in dem Martin wohnt. Es reicht immerhin für ein komisches Gespräch mit dem Typen, der sich auf ihren Notruf über die Gegensprechanlage meldet und der am Silvesterabend die Ruhe weg hat. Als sich der Aufzug überraschend schnell doch bequemt, die Fahrt fortzusetzen, schickt ihnen die Helferstimme die bekannteste Zeile aus Hermann Hesses „Stufen“-Gedicht hinterher: „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Das zu Tode zitierte „Stufen“-Pathos gäbe auch einen prima Glückskeks-Spruch ab, aber wie sich am Ende erweisen wird, haben Bettina und Martin einen „sehr, sehr guten Glückskeks-Jahrgang“ erwischt. Und der spielt für den schönsten aller bisherigen Cliffhanger in der „Kurzschluss“-Trilogie keine geringe Rolle.
Weniger schön ist der Schauplatz von „Kurzschluss hoch drei“. Die „Terrasse“ erweist sich als tristes Flachdach, alles ist grau und schmutzig, auf der Erde liegt ein toter Vogel. Und weil die Tür zugefallen ist und Martin keinen passenden Schlüssel dabei hat, sind beide an Silvester zum dritten Mal auf engem Raum eingesperrt. Von Berlin ist nichts weiter zu sehen als das Nachbarhaus gegenüber, das allerdings nur rund zwei Meter entfernt ist und in dem hinter einem erleuchteten Fenster eine Frau (Georgina Philp) tanzt – immerhin buchstäblich ein Lichtblick an diesem einsamen Ort. In der Ferne hört man Knaller und Feuerwerk, ab und zu sieht man das Aufleuchten der Raketen am Himmel, aber die Silvester-Party ist im dritten Film weiter entfernt denn je. Dass laut Abspann gleich sieben Personen für das prägnante Tristesse-in-der-Großstadt-Szenenbild verantwortlich waren, ist jedenfalls ungewöhnlich. Ohnehin macht Berlin insgesamt keine gute Figur. Hilferufe interessieren hier keine Sau, behauptet Martin, der sich allerdings auch im Gespräch mit der Frau im Haus gegenüber nicht sehr geschickt anstellt. Während es vor allem in „Der zweite Kurzschluss“ durchgehende Nebenrollen gab, bleiben Engelke und Brandt nun praktisch auf sich allein gestellt.
Mit dem „Kurzschluss“-Titel war vordergründig Martins Versuch im ersten Film gemeint, mit einer Haarnadel Bettinas EC-Karte aus dem Geldautomaten zu holen. Der dabei ausgelöste Stromausfall blockierte die Tür des Bankvorraums und die Geschichte nahm ihren Lauf. Auch die immer noch etwas unklare Beziehung der beiden kommt nicht ohne Kurzschlüsse aus, aber im abgelaufenen Jahr sind sie sich doch näher gekommen, waren im September gemeinsam an der Ostsee, hatten Sex. Aber danach war wieder Stromausfall. Jetzt will Bettina endlich sehen, wie Martin lebt – und stellt fest, dass der vermeintlich erfolgreiche E-Commerce-Unternehmer ein wenig dick aufgetragen hat, möglicherweise nicht nur die „Dachterrasse“ betreffend. Ohne klamaukige Szenen und (fast) ohne Ablenkung durch Nebenfiguren wird die „Kurzschluss“-Trilogie deutlicher als bisher zu einer romantischen Komödie im Kammerspiel-Format. Da ist nicht zuletzt dank des famosen Zusammenspiels von Anke Engelke und Matthias Brandt eine unterhaltsame Silvester-Tradition entstanden, die eine Alternative zu den üblichen Ritualen („Ein Herz und eine Seele“, „Dinner for One“ etc.) darstellt.