Eine Gruppe radikaler Feministinnen steht unter dem Verdacht, freigesprochene Vergewaltiger aufzuspüren und zu bestrafen. Bislang kam es nur zu symbolischen Akten der Kastration. Kurz nachdem sich solch ein symbolisch Bestrafter offenbar selbst gerichtet hat, ereignen sich in Paris zwei Morde, bei denen den männlichen Opfern der Genitalbereich ganz real verstümmelt wurde. Beide Male dasselbe Szenario: die Männer wurden niedergeschlagen, an ein Bett gefesselt und bei Bewusstsein kastriert. Dazu ertönt Ravels „Bolero“. Offenbar ein Racheakt. Ob die Feministinnen etwas damit zu tun haben? Äußerst verdächtig ist auf jeden Fall eine Psychologin, die weltweit Gewaltopfer behandelt. Das könnte mit einem anderen Ermittlungsergebnis zu tun haben: die beiden Toten waren in den 90ern Fremdenlegionäre.
Der zweite der beiden neuen Fälle um Kommissar LaBréa ist nicht nur blutiger als „Der Mord in der Rue St. Lazare“, sondern (im Look) auch düsterer, spannender und thematisch weniger banal. Dafür eignet sich „Todesträume am Montparnasse“ mit seinen traumatisisierten Vergewaltigungsopfern und den expliziten Verblutungsbildern der kastrierten Männer nicht für einen Familienkrimi. Für einen Kommissar mit einer neunjährigen Tochter und einem augenzwinkernden Freizeitflirt in der Nachbarschaft war das ein heftiger Krimistoff. Um das in Dennis Satins Film behandelte Thema mit „Ist ja nur ein Krimi“ abzutun, dafür war er zu sehr in der historischen Realität des Balkankriegs verwurzelt und – verglichen mit anderen Degeto-Ambientekrimis – einfach zu gut gemacht. Und so wird die Qualität des Films widersinnigerweise zu seinem größten Problem. Mag der Tonlagen-Mix bei Erwachsenen auch funktionieren – so ist es doch sehr fraglich, ob dieser Cocktail für Zehnjährige, die sich am Donnerstag durchaus bei Reihen wie „Pfarrer Braun“, „Donna Leon“ oder eben „Kommissar LaBréa“ vor dem Fernseher einfinden, das Richtige ist! (Text-Stand: 29.4.2010)