Der Relaunch des Waterkant-Langweilers “Die Männer vom K3” war 2003 die größte Überraschung in Sachen Krimi. “Einer der Höhepunkte des Fernsehjahres”, befand der ’Spiegel’, und die Wams bescheinigte den vier neuen Kommissaren “das Zeug zum Klassiker”. Der zweite Film aus der Reihe “K3 – Kripo Hamburg” macht so weiter, wie der erste begonnen hat. Friedemann Fromm auf dem Regiestuhl und Jo Heim als Atmosphäre-Zauberer hinter der Kamera halten auch bei “Porzellan” das moderne Konzept zusammen.
Foto: NDR / Romano Ruhnau
Geblieben ist der starke Club der Männer, eine willkommene Abwechslung in frauenbewegten Krimi-Zeiten. Da ist der väterliche Freund, der toughe türkische Jungspund, der bayerische Heißsporn und der Bulle mit den feinen Manieren. “Es geht nie nur um den Fall, es geht auch immer um die Dynamik innerhalb des Teams”, betont denn auch Fromm. Selbst wenn die vier kombinieren, spekulieren und ihren Vermutungen freien Lauf lassen, geht es zur Sache. Selbst beim Ermitteln lassen sie sich etwas einfallen. Wer hat schon mal TV-Kommissare gesehen, die – um verdächtigen Jugendlichen auf die Finger zu schauen – eine Sportschulstunde geben?
Doch wo rohe Kräfte walten, muss auch das Weibliche eine Chance bekommen. “Abgründige und spannende Liebesgeschichten mit starken, geheimnisvollen Frauen zu erzählen, die den vier Männern gegenüber gestellt werden”, das gehört für Fromm zu den Essentials der Reihe. Und so schrieb Peter Petersen auch eine Liebesgeschichte hinein in die Story von der Hamburger Vorstadt-Idylle, die sich nach einem Mord an einem Lehrer als Siedlung der Ehekäfige entpuppt. Doch wo Liebe und Leidenschaft nur teilweise erwidert wird, wo Träume mit Betrug verwirklicht werden – passiert schon mal ein Mord. Oder zwei. So hat sich der Autor für das Ende eine vorzügliche Variante des Whodunit ausgedacht. Kaum ist der Kripo klar, wie der Mord am Lehrer ablief, da liegt auch schon der Mörder erstochen auf dem polierten Reihenhausküchenboden, es gibt drei Verdächtige und jeder will es gewesen sein.
Foto: NDR / Romano Ruhnau
Solche dramaturgischen Wendungen können nicht in der altbackenen Ästhetik des Vorläufers erzählt werden. Fromm entwickelte deshalb ein Kamera- und Montagekonzept, das je nach Tonlage einer Szene, zwischen Handkamera-Hektik und Cello-durchtränkten Ruhemomenten pendelnd, dem Film einen präzisen Rhythmus und eine außerordentliche Geschlossenheit geben. Der Regisseur, der zuvor Senta Bergers “Unter Verdacht” kreativ und erfolgreich auf den Weg brachte, verspricht für den dritten Streich, noch einen Schritt weiter zu gehen bei der Auffrischung des Fernsehkrimis. Das ist kaum vorstellbar. (Text-Stand: 5.9.2004)