Anderswo sind unerwartete Handlungswendungen ein Qualitätsmerkmal, aber am Sonntagabend, wenn im „Zweiten“ das so genannte Herzkino angesagt ist, will das Publikum vermutlich gar nicht überrascht werden. Und so sind Filme wie „Sommerlund für immer“ dann auch gestrickt: Augenschmaus für die Seele; den Kopf kann man unbesorgt ausschalten.
Natürlich gilt das Verdikt für die meisten Romanzen; trotzdem gibt es innerhalb des Genres und sogar innerhalb der einzelnen Reihen kapitale Qualitätsunterschiede. Ein Etikett wie „Inga Lindström“ signalisiert zwar „Liebesgeschichte aus Schweden“, aber ob die Filme vor Gefühl nur so triefen oder durchaus ansehbar sind, ist oft eine Frage von Um- und Besetzung. In Ausnahmefällen ist so ein Werk allen Einwänden zum Trotz sogar sehenswert, weil sich eine(r) der Mitwirkenden für höhere Aufgaben empfiehlt. Hier ist es Anna Rot, für die sich das Einschalten lohnt, weil sie die weibliche Hauptfigur mit viel Frische und zudem ausgesprochen sympathisch verkörpert; ihr durchschimmernder österreichischer Akzent will zwar nicht so recht nach Schweden passen, aber darüber lässt sich leicht hinweghören.
Foto: ZDF / Boris Laewen
Die Handlung ist dagegen so vorhersehbar wie die meisten „Inga Lindström“-Filme; von Schnellschreiberin Christiane Sadlo erwartet das ZDF für diesen Sendeplatz vermutlich ohnehin keine tiefschürfenden Drehbücher, sondern möglichst viele Vorwände, um attraktive Schauspieler in pittoresken Landschaften versammeln zu können. Zu diesem Zweck muss Rots Pendant, Mathis Landwehr, allerdings erst mal die Großstadt verlassen, und das hat Sadlo tatsächlich sehr hübsch eingefädelt: Bertil ist Anwalt, Witwer, alleinerziehender Vater und eine männliche Glucke, dabei ist Sohn Paul (Maximilian Ehrenreich) zwar erst neun, aber ziemlich selbstständig. Als Bertil die Waschmaschine falsch bedient und das Badezimmer in ein Schaumbad verwandelt, ruft Paul kurzerhand bei der Hersteller-Hotline an. Die Frau im Callcenter in Sommerlund heißt Britta (Rot) und ist derart nett, dass der Junge kurzerhand einen gewagten Plan entwirft: Er wird seinen Vater überreden, die Herbstferien in Sommerlund zu verbringen. Papa braucht zwar eine neue Frau, aber das soll auf keinen Fall seine Kollegin Maja werden, denn Paul mag sie nicht. Dummerweise gibt es ein kleines Hindernis, das der Junge nicht ahnen konnte: Britta ist wie erhofft hübsch, klug und interessant, aber auch drauf und dran zu heiraten; und Maja lässt sich ohnehin nicht so leicht abschütteln.
Maximilian Ehrenreich verkörpert Paul als typisches Filmkind, wie einen kleinen Erwachsenen und immer ein bisschen zu dick aufgetragen; aber er ist ein sympathischer kecker Bursche, den Mütter allen Alters umgehend ins Herz schließen. Auch der vor Jahren als Titeldarsteller der RTL-Actionserie „Lasko“ bekannt gewordene Mathis Landwehr, der ohne weiteres als Sohn von Sky Du Mont durchgehen würde, macht seine Sache ordentlich. Gleiches gilt für Theresa Underberg. Hannes Wegener wirkt dagegen als Brittas Verlobter etwas unterfordert, zumal er natürlich mit gebremsten Charme agieren muss, um Landwehr nicht noch mehr die Show zu stehlen, als es der kleine Ehrenreich schon tut. Im Hintergrund flirten zudem noch Michael Greiling (Vater der Braut) und Angela Roy (Mutter des Bräutigams) miteinander.
Die Umsetzung der Geschichte, die naturgemäß erst nach einigen Umwegen zum Happy End führt, entspricht den üblichen „Herzkino“-Kriterien. Ulli Baumann weiß dank diverser „Lindström“-Filme, was von ihm erwartet wird: Sonnenauf- und untergänge über malerischen Gewässern, untermalt vom obligaten weichgespülten Schmusepop. (Text-Stand: 15.3.2014)