Inga Lindström – Gretas Hochzeit

Alissa Jung, Jens Atzorn, Sadlo, Martin Gies. Es wird nicht nur Süßholz geraspelt

Foto: ZDF / Arvid Uhlig
Foto Tilmann P. Gangloff

Die „Lindström“-Geschichte funktioniert nach dem Schema „Die Braut, die sich nicht traut” und ist auch sonst nicht übermäßig originell, erfreut aber durch zahlreiche hübsche Details und ist ansprechend verpackt, ein süffiger Erzählfluss inklusive. Außerdem hat „Gretas Hochzeit“ mit Alissa Jung, erfahren im Tragen von Brautkleidern im Film, eine entzückende Titeldarstellerin zu bieten, die mit der einen oder anderen Ungereimtheit versöhnt.

Treue Zuschauer möchten in der Regel nicht überrascht werden; hier und da mal ein Ausreißerchen, aber bitte keine Experimente. Deshalb zeigt das ZDF sonntags um 20.15 Uhr zuverlässig leichtverdauliche Geschichten, attraktive Darsteller, viel Sonnenschein. Das Resultat muss nicht immer automatisch belanglos sein, wie „Gretas Hochzeit“, Film Nummer 61 aus der „Inga Lindström“-Reihe (läuft seit 2004), zeigt, auch wenn die Geschichte so gut wie jeder Originalität entbehrt: Sympathische junge Frau möchte heiraten, stellt aber fest, dass sie noch gar nicht geschieden ist, verliebt sich prompt aufs Neue in ihren Ex und ist nun zwischen den beiden Männern hin- und hergerissen; die Braut, die sich nicht traut.

Soundtrack: Amy Winehouse („Valerie“), Robin Schulz Feat. Francesco Yates (“Sugar”), Nelly Furtado (“Say It Right”)

Inga Lindström – Gretas HochzeitFoto: ZDF / Arvid Uhlig
Alissa Jung, Jahrgang 1981, ist DIE Schauspielerin, die sich im Fernsehen immer wieder trauen muss/darf – in Filmen wie „Im Brautkleid meiner Schwester“, „Inga Lindström – Hochzeit in Hardingsholm“, „Einfach Rosa – Die Hochzeitsplanerin“

Alissa Jung, vor zehn Jahren durch die Sat.1-Telenovela „Schmetterlinge im Bauch“ bekannt geworden und entzückend in der sehenswerten Rollentauschkomödie „Im Brautkleid meiner Schwester“ (Sat 1, 2012), versieht die sympathische Stockholmer Titelheldin mit viel Frische und Persönlichkeit; der Film ist also schon mal keine Zeitverschwendung. Andererseits rächt sich jedoch, dass die Figuren wie in vielen Liebesgeschichten dieser Art von Anfang an durchschaubar sind und daher keinerlei Geheimnisse haben, was sie fast zwangsläufig etwas reizlos macht. Bestes Beispiel ist der Mann, den Greta heiraten will: Erik (Oliver Franck) ist ein Sohn reicher Eltern und hat die Führung der Bank seines Vaters übernommen; derlei ist in solchen Filmen immer ein Makel. Gegenspieler Leon (Jens Atzorn) ist zwar ein unzuverlässiger Fotograf und Weltenbummler, aber natürlich umgibt ihn der Duft von Freiheit und Abenteuer, was ihn wiederum für die Gründung einer Familie disqualifiziert; deshalb hat sich Greta vor vier Jahren von ihm getrennt. Im Zuge der Hochzeitsvorbereitungen stellt sich heraus, dass sie damals zwar die Scheidung eingereicht hat, aber der Vorgang ist nie urkundlich geworden, und nun sieht der geläuterte Leon seine Chance für einen Neubeginn.

Leider lässt Martin Gies bei seiner durchaus kurzweiligen Inszenierung kaum einen Zweifel daran, wer am Ende obsiegen wird: Erik hat eindeutig die schlechteren Karten und entpuppt sich zu allem Überfluss auch noch als Muttersöhnchen. Als seine Mutter schließlich auftaucht, ist die Hochzeit quasi gelaufen: Therese Affolter verkörpert die Schwiegermutter in spe als furchtbare Schreckschraube. Die frühe Mitteilung, dass die alte Dame auf Gretas Lieblingsblumen allergisch reagiert, nimmt den Ausgang der Romanze ohnehin vorweg. Irritierend ist allerdings ein kurzer Moment relativ zu Beginn, als Leon Greta küssen will und dabei einen allerdings wohl unbeabsichtigten Killerblick aufsetzt.

Inga Lindström – Gretas HochzeitFoto: ZDF / Arvid Uhlig
Je älter, umso komplexer die Biographie: Erland Hansen (Uwe Rohde) ist überrascht, dass seine Frau Tilda (Heike Trinker) zur Hochzeit von Greta in Stockholm auftaucht.

Damit die Handlung nicht nur aus Süßholz besteht, hat sich „Inga Lindström“-Alias Christiane Sadlo allerlei interessantes Beiwerk ausgedacht. Greta ist stolze Besitzerin einer Rösterei mit angeschlossener Kaffeebar, was Erik und seine Eltern aber nicht weiter ernst nehmen; noch so ein untrüglicher Hinweis. Deutlich komplexer als seine sind ihre Eltern ausgefallen: Mutter Tilda (Heike Trinker) hat ihren Mann vor 16 Jahren Knall auf Fall sitzen gelassen und ist nach Sizilien geflohen, weil sie die Enge der Ehe nicht aushielt; zart deutet Sadlo an, dass wohl auch eine Depression mit im Spiel war. Seither hat Greta ein umso innigeres Verhältnis zu ihrem Vater, den Uwe Rohde als liebenswerten Musterpapi verkörpert, weshalb auch manche Plattitüde wie eine gewichtige Erkenntnis wirkt („Das Herz ist ein starker Muskel“).

Anlässlich der bevorstehenden Hochzeit möchte sich Tilda mit ihrer Tochter versöhnen. Eine Schlüsselrolle spielt dabei Gretas beste Freundin Lena (Janina Isabell Batoly), denn die Hotelbesitzerin gewährt nicht nur Tilda, sondern auch Leon Asyl. Und weil Tilda für Lena ihren offenbar fabulösen Zitronenkuchen gebacken hat, erkennt Erland schon nach dem ersten Bissen, dass seine Frau wieder im Lande ist. Es sind vor allem solche Details, die mit der einen oder anderen Ungereimtheit versöhnen; und Alissa Jung, die außerdem auch eine patente Radfahrerin ist, was gerade bei Schauspielerinnen keineswegs selbstverständlich ist. In diesem Fall war das wichtig, weil Gies & Sadlo ihre Hauptfigur einige Male kreuz und quer durch Stockholm flitzen lassen; am Ende gar im Hochzeitskleid. (Text-Stand: 14.12.2015)

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Reihe

ZDF

Mit Alissa Jung, Jens Atzorn, Oliver Franck, Uwe Rohde, Heike Trinker, Janina Isabell Batoly, Joshua Grothe, Anja Klawun, Therese Affolter, Max-Volkert Martens

Kamera: Markus Fraunholz

Szenenbild: Dieter Bächle

Schnitt: Bettina Staudinger

Musik: Andreas Weidinger

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Christiane Sadlo

Regie: Martin Gies

Quote: 5,43 Mio. Zuschauer (14,4% MA)

EA: 17.01.2016 20:15 Uhr | ZDF

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