Tierärztin und Pferdezüchter – das passt! Die Eltern von Marita sind voller Hoffnung, dass die verwitwete Enddreißigerin mit dem Umzug von Stockholm aufs Land aus ihren trüben Gedanken herausfindet. Vor neun Jahren kam ihr Mann bei einem Unfall auf einer Bohrinsel ums Leben. Seitdem ist Sohn Justus ihr Ein und Alles. Das könnte sich jetzt ändern. Pferdeflüsterer und Frauenversteher Marius Bengtson verspricht sich jedenfalls, dass er für Marita mehr als nur der beste Freund sein könnte. Sie indes fühlt sich zu Paul Sommerfeld hingezogen, einem zurück gezogen lebenden Eigenbrötler. Selbst die Kontaktaufnahme über seinen verletzten Hund verläuft schleppend. Gut, dass Sohn Justus keine falsche Scheu kennt.
Liebe, Kinder, Tiere, eine Dreiecksgeschichte, ein Geheimnis, ein Trauma – und das alles vor schöner Landschaft. The same procedure also im „Inga Lindström“-Mikrokosmos. Doch der (erste) Schein trügt. Auf dem Weg zum Happy End weiß „Das dunkle Haus“ im Vorbeigehen einiges mehr zu erzählen als viele andere Melodramen. So zeigen die als Projektionsfläche agierenden Eltern der Heldin auf zunächst wenig originelle Art und Weise, wie man sich der Liebe des Anderen in einer in die Jahre gekommenen Ehe versichern kann. Mit dem Motiv des „geheimnisvollen Mannes“ wird sogar ein wenig an den herkömmlichen Geschlechterrollen im trivialen Fach geschraubt. Das Besondere dieses ZDF-Sonntagsfilms liegt aber im Detail. Der Umgang mit Kindern und Tieren ist wunderbar selbstverständlich. Im Miteinander zwischen Mutter und Sohn wird Vieles nur angedeutet („sag jetzt nichts“) oder realistisch pointiert („das ist so ein blöder Erwachsenenspruch“) kommentiert. Sowohl das Drehbuch von Christiane Sadlo als auch der Regie-Stil von Gero Weinreuter suchen eher die schnelle, frische Lösung und verzichten auf die genreübliche Redundanz. Dazu passt, dass die moderne Kommunikation mit Blog und Videobotschaft, mit Handy und Mailbox als die Medien im Liebespiel der Neuzeit unprätentiös Einzug hält in die Sehnsuchtswelt der Inga Lindström.
Den Gipfel der Natürlichkeit erklimmen die bezaubernde Hauptdarstellerin Suzan Anbeh, die den richtigen Ton trifft zwischen Lockerheit und Nachdenklichkeit, und ihr kongenialer Filmsohn Max Valentin Wilczek, bei dem man den Eindruck bekommt, als ob er sich selbst und einen Teil seines persönlichen Alltags darstelle. Auch alle anderen Schauspieler – insbesondere Ingeborg Westphal – machen eine gute Figur. Selbst mit dem eigentlich unspielbaren Plot-Klischee des „Schattens aus der Vergangenheit“ kommen Anbeh und Thure Riefenstein ganz passabel zurecht. So gibt „Das dunkle Haus“ ein Versprechen auf den modernen Wohlfühlfilm, den man sich so öfters „in der ersten Reihe“ wünschen würde.