Texas, Mitte des 19. Jahrhunderts. Deutsche Auswanderer träumen vom Neuanfang in der Fremde. Eine von ihnen ist die junge Mila, die ihren Mann bei den Weberaufständen in Schlesien verloren hat. Sein Vermächtnis: 30 ha Land in Texas. Dass die Regierung etwas an die Deutschen verkauft hat, das ihnen nicht gehört, stellt sich erst heraus, nachdem die Komantschen ihr Kriegsbeil ausgegraben haben. Der vom preußischen Militär geleitete Treck, der Adlige sowie einfache Bauern in ihre neue Heimat bringen soll, hat nur drei Wochen Zeit – danach verfällt der Anspruch auf das Land. Also sollen zunächst nur die wehrhaften Siedler die bewaffneten Soldaten um Oberst Graf von Hohenberg (Benno Fürmann) begleiten. Als dieser sein Land an den Führer des Trecks, Prinz Carl zu Kronach (Thomas Thieme), verspielt und anschließend brutal über seine Frau Cecilie (Nadja Uhl) herfällt, geht Mila dazwischen und verwundet den Grafen schwer. Sie muss fliehen, Cecilie, die die Willkür ihres verhassten Gatten fürchtet, geht mit ihr. Trotz Geleitschutz fallen die Frauen wenig später in die Hände der Komantschen. Buffalo Hump (Wesley French) hält zwar zunächst seine schützende Hand über die beiden, doch andere wollen die Skalps der weißen Frauen.
2013 einen deutschen Western im Indianermilieu fürs Fernsehen zu produzieren, ist schon ein abenteuerliches Unterfangen. Auch wenn das Genre mit den Karl-May-Verfilmungen und den Defa-„Indianerfilmen“ mit Gojko Mitic in grauer Vorzeit hierzulande durchaus eine Tradition hatte (und es noch viele Fans geben dürfte), tun sich für eine solche Produktion doch reichlich Probleme auf. Die produktionstechnischen waren da noch die geringsten. In Südafrika fand man beste Voraussetzungen für den richtigen Look. Auch an namhaften Schauspielern, die den aufreibenden Dreh mitmachen wollten, sollte es nicht mangeln. Vier Monate lang wurden historische Kostüme und maßgeschneiderte Prothesen für Wunden und Verletzungen gefertigt. Es sollen 1700 Statisten, 150 Stuntmen und 400 Reit- und Zugpferde für die historischen Wagen und mehr als 200 funktionstüchtige, historische Waffen zum Einsatz gekommen sein. Mühe gab man sich auch bei der Darstellung des Komantschen-Ambientes. Kostüme, Zelte, Lebensweise und vor allem die Sprache wurden mit Hilfe von Experten weitgehend originalgetreu reproduziert. Nur bei den Kämpfen mit Tomahawk, Messern und Speeren entwickelten die Macher einen Stil, der einerseits authentisch bleiben, andererseits aber auch den Ansprüchen heutiger Action-Szenen entsprechen sollte. Von Produktionsseite her war Vieles zwar sehr zeitaufwendig, aber es war alles machbar.
Die größere Herausforderung bei dem zweistündigen Event-Movie „In einem wilden Land“ ist die einigermaßen stimmige Darstellung der Handlungsepisoden und die Wirkung, die die vornehmlich deutschen, im Genre unerfahrenen Schauspieler erzielen. Ähnlich wie es Alexandra Neldel schaffte, zumindest den geneigten Zuschauer für die krude Mittelalter-Mär um „Die Wanderhure“ zu erwärmen, so gelingt es auch Emilia Schüle, die sich offenbar ähnlich wie ihre Heldin mit jugendlicher Unbefangenheit in dieses Wildwest-Abenteuer gestürzt hat, dieser Fiktionalisierung einer wahren Begebenheit mit zunehmenden Fortgang des Films Leben einzuhauchen. Sind erst mal die Krücken des morschen Handlungsgerüsts vergessen, konzentriert sich die Geschichte auf die zarte Liebesbande zwischen der „Rothaut“ und der weißen Frau und damit den möglichen Frieden, beginnt der Film zu leben. Die Bilder bekommen einen anderen Atem. Die Landschaft rückt stärker in den Blick. Dramaturgisch wird zwar auch in der zweiten Stunde das Genre nicht neu erfunden: vom Kampf des Stammes über ein brutales Massaker bis hin zum süßlichen Happy End, inklusive dem Friedensvertrag von Fredericksburg, den es tatsächlich gab und der nie gebrochen werden sollte, fährt „In einem wilden Land“ aber alles auf, was Westernfan-Herzen höher schlagen lässt.
Dass es da auch immer mal wieder Momente gibt, die überzogen und unfreiwillig komisch wirken, beispielsweise Nadja Uhl Erschöpfungsszene, ein, zwei Kitschbilder des jungen Glücks oder die zehn Peitschenhiebe für Zimmermann Seitz’ Sohn, die dessen Mutter mit Schreien begleitet, als ob den jungen Mann der Strick erwarten würde – damit muss man bei diesem Genre einfach rechnen. Auch hätte man sich gerade bei dieser insgesamt ureinwohnerfreundlichen TV-Mär eine noch etwas modernere, auch dramaturgisch emanzipiertere Story aus dem Wilden Westen gewünscht – mit weniger Klischeefiguren und einer weniger simplen Gut/Böse-Zeichnung. Optisch jedenfalls ist Rainer Matsutanis romantisch ausklingende TV-Spektakel beachtlich, auch emotional funktioniert der Film durchaus und der Versuch, die eintönig gewordene, allzu Krimi-infizierte TV-Fiktion genremäßig zu beleben, ist mehr als ehrenwert. Da stört nicht einmal das kleine Bisschen Patriotismus, das hier (anders als in RTL’s unsäglich von Nationalstolz triefendem „Helden“-Epos) immerhin aus dem Pioniergeist und dem „Traum von einer gerechten Welt“ erwächst. (Text-Stand: 1.10.2013)