Die herrlich saftige Graslandschaft Südenglands, rassige Pferde und natürlich die große Liebe: lauter Zutaten für einen stimmungsvollen Frauenfilm, den man sich auch als Mann anschauen kann. Der Holländer Philipp Brenninkmeyer spielt den Tierarzt und „Pferdeflüsterer“ Eric Gustavson, der die letzte Hoffnung für Gestütsbesitzerin Jane Hamilton (Catherine Flemming ) ist. Ihrer Pferdezucht droht die Pleite, weil ausgerechnet Scarlett, die wertvollste Stute, offenbar von Pferdewahnsinn befallen ist: Seit das Tier drei Tage lang verschwunden war, keilt es aus heiterem Himmel grundlos aus; an Zucht ist daher nicht zu denken. Alsbald regt sich in der verwitweten Jane allerdings auch ein Interesse ganz anderer Art an Eric. Der jedoch fühlt sich ungleich stärker zur hübschen Ärztin Elaine (Suzan Anbeh) hingezogen, erst recht, als er sich nach einer schmerzhaften Attacke Scarletts auch noch in Elaines Obhut begeben muss. Aber so schnell gibt sich Jane nicht geschlagen, zumal in der Liebe ja alles erlaubt ist. Also dient sie Eric nicht nur die Leitung des Gestüts an, sondern wirft ihre Konkurrentin mit einem ganz fiesen Trick aus dem Rennen.
Allein der durchschaubaren Story wegen wird sich den Film kaum jemand ansehen, aber die Umsetzung (Regie: Michael Steinke) ist durchaus ansehnlich, zumal das Drehbuch (nach dem gleichnamigen Roman von Evita Wolff) von zwei Autoren stammt, die einiges von ihrem Handwerk verstehen: da ist Felix Huby, Krimi-Schriftsteller und Vater mehrerer „Tatort“-Kommissare, und Gunter Friedrich, der in den letzten Jahren der DDR einige beachtliche Kinderfilme gedreht („Hasenherz“, „Die Sprungdeckeluhr“) hat.
Allerdings hat die Verfilmung einen spannungsmindernden Schönheitsfehler. Im Gegensatz zum wackeren Doktor ahnt man recht früh, warum Scarlett krank im Kopf ist: Das Tier hat ein Trauma erlitten, an das es in bestimmten Momenten erinnert wird. Weiß man dann noch, dass das Gestüt der Hamiltons eine innige Feindschaft zum benachbarten Schafzüchter Flatcher pflegt und der ohnehin missratene Sohn des Nachbarn die gleiche Kopfbedeckung trägt wie der Pferdepfleger, kann man sich den Rest auch noch zusammenreimen.
Entscheidender aber ist ohnehin die Romanze, denn das Liebespaar soll sich am Ende natürlich kriegen. Noch intensiver als das Knistern zwischen Brenninkmeyer und Suzan Anbeh sind allerdings die Szenen mit dem Doktor und dem lieben Vieh; und das keineswegs bloß, weil die Pferde so prachtvolle Tiere sind. Die Zuneigung des Leithengstes der Hamiltons beispielsweise gewinnt Eric mit einem ganz schlichten Trick: Er schüttet sich einfach einen Eimer Hafer über den Kopf. Bevor man das nachahmt, sollte man allerdings erst mal einen Experten konsultieren. Andererseits: Liebe geht bekanntlich durch den Magen. (Text-Stand: 2010)