In ihrem neuen Roman hat Agnes Berg über das Sterben geschrieben. Im wahren Leben kommt ihr das Thema nun leidvoll nahe: ihre Tochter Johanna ist mit ihrem Ehemann tödlich verunglückt. Sie waren auf dem Weg zum Flughafen. Nach 15 Jahren wollten Mutter und Tochter ihr Kriegsbeil begraben und sich endlich wieder sehen. Johanna lebte auf Mallorca und sie hinterlässt zwei Kinder. An denen will Agnes Berg nun das wieder gut machen, was sie einst als Mutter versäumt hat: Sie will für sie da sein. Gemeinsam mit ihrer Freundin Katharina fliegt sie nach Spanien. Doch die Kinder kennen ihre Großmutter nicht, fremdeln und das Kindermädchen macht der alten Frau Vorhaltungen. Alles wird gut, als Agnes deutlich macht, dass sie künftig andere Prioritäten im Leben setzen wird. Auch in der Liebe.
„Im Fluss des Lebens“ ist der dritte Film mit Ruth Maria Kubitschek, der nach einem ihrer Romane entstanden ist. 90 Minuten wird illustriert, wie es eine Frau im reifen Alter schafft, dem doppelten Ruf des Herzens zu folgen. Anfangs überwiegen Schuldgefühle und Schmerz, später der Wunsch, Liebe zu geben. So weit so trivial. Diese „Botschaft“ ist nicht das Schlimmste an diesem Film, den man dafür bewundern müsste, wie er auf jegliche Dramaturgie – sprich: kräftige Konflikte – verzichtet. Drehbuchautor Mathias Klaschka beschränkt sich auf die Aneinanderreihung alltäglicher Situationen: die neue „Familie“ am Esstisch, im Kinderzimmer, der Besuch von Johannas Schwiegermutter, die Beerdigung, Gespräche der Freundinnen. Aber diese Situationen, sie stimmen einfach nicht. Sie sind behauptet, schlecht geschrieben, schlecht gespielt und ohne jegliche innere Spannung. Von der Geste bis zum Satz bis zur Szene erstreckt sich ein peinlicher Uraltlavendelduft.
Doch es ist keine Frage des Alters, sondern allein der Qualität. „Das Leben ist viel zu kurz, um auf den richtigen Zeitpunkt zu warten. Wir sollten es lieber leben. Und weißt du, was ich jetzt am liebsten möchte: mit dir allein sein.“ Wie soll man solche Sätze sprechen? Andere sind weniger umständlich: „Ich bin keine 20 mehr“ / „Agnes, Sie bluten ja“ / „Warum nur mussten die beiden sterben?“ / „Ich bin noch nicht so weit“ / „Eigentlich bin ich todmüde“ / „Dein neues Manuskript ist sensationell“… Dagegen ist die „Bildzeitung“ Thomas Mann. Dennoch eiert Kubitschek unsicher durch ihre Texte. Ihre Agnes Berg ist eine Figur, die redet und dem Zuschauer das Leben erklärt. Und was die Handlung angeht, dagegen ist ein Lore-Roman die pure Action. Fluss des Lebens? Eher ein spanisches Rinnsal. (Text-Stand: 11.2.2011)