2007 scheint wieder ein besonderes Jahr für Jessica Schwarz zu werden. Gestern startete „Der Liebeswunsch“ im Kino, seit zwei Wochen laufen bereits „Die wilden Hühner“ und sorgen für volle Kassen, gerade abgedreht hat die ehemalige TV-Moderatorin Leander Haussmanns „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken können“ und im Sommer steht sie für Heinrich Breloers „Die Buddenbrooks“ vor der Kamera. Da mag ein TV-Drama wie „Ich wollte nicht töten“ auf den ersten Blick eine Nummer kleiner wirken.
Jessica Schwarz spielt Meike, eine aufstrebende Journalistin. Eines Tages will eine junge Frau sie unbedingt sprechen. Offenbar ist sie eine Informantin. Wenig später ist sie tot – angeblich ist sie in ein Auto gelaufen. Meike wittert eine Story, verspürt aber auch eine gewisse Schuld. Und so macht sie sich nach Neubrandenburg auf, in den Ort, in dem jene Lena gelebt hat. Sie sucht deren Freund auf und kundschaftet Lenas Vater aus. Beide sind wenig kooperativ. Außerdem hat sie das Gefühl, beobachtet zu werden. Erst als der Freund der Toten Dokumente aus Meikes Leben findet und Vertrauen zu der forschen Großstadtjournalistin bekommt und ihr hilft, gibt es handfeste Ergebnisse. Ob Meike damit glücklich wird? Nicht Lenas, sondern dem eigenen Leben, das vor 29 Jahren in der DDR begann, spürt sie nach.
„Nach einer zuerst kühl erzählten Thrillerhandlung entwickelt der Film große emotionale Intensität. Aufwühlend: Krimi mit Zeitgeschichte“ (TV-Spielfilm)
„Der Trumpf von Hunfelds Geschichte ist die Verknüpfung der Handlung mit der Biografie ihrer Protagonistin: Meikes Lebenslauf entpuppt sich als prototypische deutsche Geschichte. Geschickt wirft der Film mit jeder gefundenen Antwort immer wieder neue Fragen auf, bis Meike schließlich mit einer Schuld konfrontiert wird, die ein anderer auf sich geladen hat, die sie zu büßen hatte.“ (kino.de)
Meike ist eine, der die Welt offen steht, die Erfolg hat und von allen gemocht wird. Sie weiß, was sie will, doch ihre Recherche ergibt mehr und mehr, dass sie gar nicht weiß, wer sie ist. „Für jemand, der in anderer Leben rumschnüffelt, weißt du ziemlich wenig über dein eigenes“, bringt es der Freund der toten Lena auf den Punkt. Bald soll es richtig schmerzvoll werden für die Heldin. Jessica Schwarz spielt es mit der richtigen Mischung aus Natürlichkeit und Drama. So wie ihre Meike die Welt sieht, so ist auch der Blick der Kamera auf sie gerichtet: beobachtend, mit einer größeren Spur von Distanz, als in Fernsehfilmen heute üblich ist. Das liegt an der Kamerafrau Judith Kaufmann und an Regisseurin Dagmar Hirtz, die früher Cutterin war und auch in Krimis wie „Bella Block“ einen filmischen Regiestil pflegt.
„Ich wollte wissen, wie es ist mit Frauen zu drehen“, betont Jessica Schwarz. Bisher hatte sie nur mit Männern gearbeitet, die sie – zuletzt in „Lulu“ und „Das Parfüm“ – ausschließlich als Männerphantasie inszeniert haben. „Ich wollte nicht töten“ war nun ihr erster „Frauenfilm“. Schwarz: „An dieser Produktion waren auch sonst fast nur Frauen beteiligt: wir hatten eine Produzentin, eine Cutterin, eine Visagistin“ – und auch das Buch schrieb eine Frau: Frauke Hunfeld. „Die Dreharbeiten waren super entspannt, gut organisiert und die Frauen hatten alle viel Humor.“ Von Story und Subtext will Schwarz nicht zu viel verraten. Das zentrale Thema aber kann vorweggenommen werden: Zerstört die Wahrheit mehr als die Lüge? „Ich glaube, je länger man die Wahrheit verschweigt, desto zerstörerischer wird sie“, so die 29-Jährige. „Sie tut dann richtig weh und hinterlässt Wunden, die lange Zeit nicht zu schließen sind.“ Ihre von der DDR-Vergangenheit gebeutelte Filmfigur hätte es ähnlich formuliert. (Text-Stand: 2007)