Ein entlegenes, luxuriöses Waldhotel irgendwo in den österreichischen Bergen. Eine junge Frau tritt ihren Dienst als Rezeptionistin an. Es ist ein merkwürdiges Haus, in dem rätselhafte Dinge vor sich gehen. Nachts erfüllt ein seltsames Dröhnen die Räume. Gestank von Verwesung breitet sich aus. Zwischen den Kollegen herrscht beklemmendes Schweigen. Und über ihre Vorgängerin erfährt die Frau nur, dass sie eines Tages spurlos verschwunden sei. Es kursieren Gerüchte, dass die Polizei Leichenteile gefunden habe. Genaues weiß man nicht.
Was sich wie eine Variation aus Hitchcock-Motiven und Stephen-King-Versatzstücken anhört, ist in Wirklichkeit ein kleiner ambitionierter Film über die Unlogik und Rätselhaftigkeit der menschlichen Existenz. Erklärungen gibt die Filmemacherin Jessica Hausner in ihrem dritten Spielfilm nicht. Den Fans konventioneller Thriller-Spannung ist von „Hotel“ deshalb eher abzuraten. Wer sich aber einfangen lassen will von den Mythen der Dunkelheit, von der Faszination einer unerklärlichen Märchenwelt und von Bildern, die in ihrer reduzierten Präzision an die unterkühlte Brillanz eines David Lynch erinnern und bei denen gelegentlich ein „Shining“-Déjà-Vu aufblitzt, der wird sich von diesem Film nur schwer losreißen können. Dabei schleicht der Schrecken auf leisen Sohlen durch Kellerflure und den düsteren Wald. So wie die Heldin von den eigenen Dämonen getrieben scheint, so dürfte der Film auch beim Zuschauer als Projektionsfläche ureigenster Ängste funktionieren. Jessica Hausner stellt ohnehin eher die universale Sinn-Frage, lässt die Heldin symbolhaft den Lebensweg beschreiten, als dass sie einen in ein vordergründiges Schreckensszenario lockt. Alles führt ins Nichts. Das ist die Aussage, die über allem schwebt, schrecklicher als ein Mord.
Ohne die Einbildungskraft des Zuschauers läuft „Hotel“ wortwörtlich ins Leere. Ein Gefühl von Sicherheit will einem die Regisseurin nicht geben, auf Psychologie als tröstende Erklärungshilfe verzichtet sie. „Ich wollte ein Gefühl von Spannung erzeugen, die sich aus dem Stil und dem Schnitt aufbaut, aber nicht von einer konkreten Bedrohung ausgeht und auch nicht durch simples Entschlüsseln psychologischer Motive gelöst werden kann“, so die Filmemacherin, deren erste beiden Arbeiten zum Filmfestival nach Cannes eingeladen wurden. „Es mag schwierig sein, nicht alle Schlüsselelemente einer Geschichte zu kennen. Sobald wir das aber als gegeben hinnehmen, erhöht sich das Vergnügen.“ (Text-Stand: 30.1.2008)