Held der Gladiatoren

Eindrucksvolles RTL-Sandalen-Epos und der Spektakelcharakter der Medien

Foto: RTL
Foto Rainer Tittelbach

Ein Hauch „Gladiator“: Der Film der gestählten Körper und klirrenden Schwerter ist spannende Unterhaltung – einfach, aber wirkungsvoll sind die Konflikte und Intrigen, packend die Kampfszenen auf Leben & Tod. Papavassilious Spektakel lässt sich ernst nehmen.

Stephan Hornung ist kein Russell Crowe, 1-A-Neuzeitmimen wie Erwin Steinhauer oder Laszlo Kish fehlt der altrömische Touch, und der viel gelobte Regisseur für die besonderen RTL-Fälle, Jorgo Papavassiliou, ist noch kein Genrefilm-Zauberer wie Ridley Scott (“Blade Runner”). Dennoch weiß “Held der Gladiatoren”, ein TV-Movie, das ein telegenes Sandalenepos sein will, durchaus zu Gefallen. Der 96-Minüter ist ein Beispiel für einen Tren der frühen 90er: die Kommerzsender, denen die Hollywoodfilme über ihr Budget wachsen, bedienen sich, wo es geht, beim Kino. “Schwer verknallt” oder “Plötzlich wieder 16” beim Genre Komödie; “Megalodon“ & “Doktor Schiwago” vergreifen sich direkt an einem Kinohit.

Die Hollywood-Inspiration hat nicht geschadet. Der Film der gestählten Körper und klirrenden Schwerter ist spannende Unterhaltung – einfach, aber wirkungsvoll sind die Konflikte und Intrigen, packend die Kampfszenen auf Leben und Tod. Das sieht nie billig aus wie in den antiken Italo-Schmonzetten der frühen 60er. Das Spektakel lässt sich ernst nehmen, und am Ende, wenn es zu einem unerwarteten Kampf in der gnadenlosen Arena kommt zwischen dem Helden und einer ihm geliebten Person, dann hebt der Film ab in emotionale Höhen.

Im Mittelpunkt steht Germanus, ein germanischer Sklave, der in einer Gladiatoren-Schule zu einem Kämpfer ausgebildet wird. Wenn er gut ist und Glück hat, kann er am Tag X als freier Mann die Arena verlassen. Wenn nicht, wird er sterben. Germanus macht sich übereifrig ans Kampf-Training. Sein größter Traum ist nicht die Freiheit, sondern der tödliche Triumph über Lagos, den Schlächter von Sparta, der nach ungleichem Kampf Germanus’ Bruder tötete.

Das Ganze funktioniert, weil die Optik stimmt und weil Papavassiliou und die Schauspieler weitgehend ernsthaft an das Genre herangehen. Ob oder inwieweit man auf ironische Distanz zu dem antiken Treiben geht, das bleibt dem Zuschauer überlassen. Selbst der Ex-Ruderer und Gewichtheber Dierk Prawdzik, der sich für seine Rolle 10 Kilo antrainieren musste, die Kraftpaket-Ikone Ralf Moeller in einer Mini-Rolle oder Marion Mitterhammer als Gewalt- und Sex-geile Stadthalterin verkommen nicht zu Comic-Gestalten. Ein kleines kritisches Augen-zwinkern mag man erkennen in einer Szene, als des Helden amazonenhaftes Schwesterlein Lagos zu seiner Lust am Töten befragt. “Nicht ich töte den Menschen – das tun die Zuschauer mit ihrem Urteil. Ich führe nur ihren Willen aus, so wie der Gastwirt den Wein bringt, den du bestellt hast”, sagt der Gladiator und fast klingt er wie der Chef eines Senders, dessen drei Buchstaben einst als Abkürzung galten für Rammeln, Töten, Lallen: Die Masse hat immer Recht. (Text-Stand: 26.10.2003)

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Fernsehfilm

RTL

Mit Stephan Hornung (alias Luca), Andrea Cleven, Marion Mitterhammer, Erwin Steinhauer, Laszlo Kish

Kamera: Yvonne Tratz

Schnitt: Ollie Lanvermann

Musik: Carsten Rocker

Soundtrack: Dieter Bohlen (Titelsong „Free Like the Wind“)

Produktionsfirma: Grundy UFA

Drehbuch: Robert Löhr

Regie: Jorgo Papavassiliou

EA: 26.10.2003 20:15 Uhr | RTL

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