Thea und Babette, zwei Frauen, die der Frust des Alltags in die Arme eines Heiratsschwindlers getrieben hat, stehen vor den Scherben ihrer Existenz. Jener Benedikt hat der einen 100.000 Euro Schweigegeld abgeknöpft, die andere hat er zum Traualtar geführt, um sie so noch besser ausnehmen zu können. Einfach den Spieß umdrehen, sagen sich die beiden und schmieden einen Racheplan. Helfen soll ihnen dabei Sindy, eine allein erziehende junge Mutter, die ein bisschen Aufbesserung ihrer Finanzen vertragen kann. Ausgerechnet sie soll eine Millionärsgattin mimen. Ob dieser Lockvogel imstande sein wird, dem galanten Profischmeichler zu widerstehen und herauszufinden, wo er das Geld seiner zahllosen „Liebschaften“ gebunkert hat? Auf jeden Fall muss es schnell gehen, denn den beiden Frauen sitzen Gerichtsvollzieher und Ehemann im Nacken.
Rache kann süß sein – und eine Rache-Komödie elegant und spielerisch. „Heiratsschwindler küsst man nicht“ ist dagegen allerdings nur eine 90-minütige Beleidigung des guten Geschmacks. Nichts stimmt an diesem Film. Das „Wie-du-mir-so-ich-dir“-Prinzip legt von vornherein das intellektuelle Niveau tief und lässt schnell erkennen, dass für diesen Rachefeldzug nicht Lubitsch Pate stand, also nicht Überraschung, Verführung, Spiel im Spiel oder irgendeine Ironie zu erwarten ist. Muss natürlich auch nicht sein in einem Degeto-Film. Aber ein Drehbuch, das sich an der deutschen Klamotte schadlos hält und (oft unnötige) Szenen mit un(aus)sprechbaren Dialogen gebiert, die Jan Sosniok auf Laien(boulevard)theater leiden und Petra Kleinert zum grimassierenden Muttertier werden lässt, muss auch nicht sein – sprich: verfilmt werden. Die Übersetzung von der Handlungsidee in einen dramaturgischen Fluss – geschweige denn einen filmischen Fluss – funktioniert überhaupt nicht.
So hilflos die Damen gegenüber diesem Gauner-Galan sind, so hilflos ist dieser Plot. Und was will diese Geschichte überhaupt erzählen? Etwas von frustrierten Frauen, die immer wenn’s brenzlig wird, Schokolade futtern? „Wieder Leidenschaft zeigen – raus aus der Routine!“ Wahre Worte der Heldin Thea, die Katrin Sass wenigstens ohne Augenrollen und Dauer-Generve über die Runden bringt. Ein Satz, den sich die Macher mal besser zu Gemüte geführt hätten! Die Tonlagen pendeln zwischen lächerlich und ersthaft und passen von einer Szene zur nächsten nur selten zusammen. Nicht einmal die raumzeitliche Logik stimmt in diesem Film, der zwischen Dresden und Berlin hin- und her springt, so wie im Boulevardtheater Türen auf und zugehen. Sommerliche Lockerheit und Zynismus – nicht Dennis Satin, sonst eine sichere Bank im Unterhaltungsfach – übernahmen offenbar bei dieser Askania-Media-Produktion die Regie.