Hallesche Kometen

Hanno Koffler, Max Riemelt, Susanne Irina Zacharias. Attraktion und Distanz

Foto: ZDF
Foto Tilmann P. Gangloff

Ursprünglich für die TV-Reihe „Ostwind“ von RBB und der ZDF-Redaktion „Kleines Fernsehspiel“ in den 00er Jahren entstanden, gehört „Hallesche Kometen“ unbedingt ins Kino; schon allein wegen der leinwandfüllenden Bilder der Halleschen Trabantenstädte, in denen sich ein Plattenbau an den anderen reiht. Arbeit hat hier keiner, allenfalls einen Job. Lakonisch, episodisch & doch auf einem hohen Spannungsniveau erzählt. Mit einer Top-Besetzung!

Der Halleysche Komet beehrt die Erde etwa zwei Mal pro Jahrhundert. Es wäre übertrieben, wenn man behaupten würde, Debüts wie diesen Film von Susanne Irina Zacharias gebe es auch nicht viel öfter; doch das Abschlusswerk für die Potsdamer Filmhochschule „Konrad Wolf“ ist tatsächlich ein bemerkenswert gut gelungenes Drama. Ursprünglich für die TV-Reihe „Ostwind“ von RBB und der ZDF-Redaktion „Kleines Fernsehspiel“ entstanden, gehört der Film unbedingt ins Kino; schon allein wegen der leinwandfüllenden Bilder der Halleschen Trabantenstädte, in denen sich ein Plattenbau an den anderen reiht. Hier lebt Ben mit seinem Vater. Doch die Vorzeichen haben sich umgekehrt: Der Unfalltod seiner Frau vor zwei Jahren hat Karl komplett aus der Bahn geworfen; ohne Ben wäre er aufgeschmissen.

Zacharias’ lakonischer episodischer Erzählstil entspricht perfekt dem Dasein ihrer Hauptfiguren. Arbeit hat hier keiner, allenfalls einen Job: Ben (Hanno Koffler) fährt Prospekte aus, sein Kumpel Ingo (Max Riemelt) vertickt illegal Zigaretten, und Freund Puh (Güldenberg) betrachtet es schon als Karrieresprung, wenn er endlich als „Pizza-Flitzer“ engagiert wird. Trotzdem ist Bens Leben alles andere als ziellos: Er will Reiseschriftsteller werden und hat auch schon einen entsprechenden Wettbewerb gewonnen. Als er sich dann noch in Jana (Marie Rönnebeck) verliebt, ist das Dilemma komplett: Jana will für ein Jahr als Aupair-Mädchen nach Kanada. Aber sein Vater (Peter Kurth) geht ja nicht mal mehr auf den Balkon.

Das Kunststück der Regisseurin besteht vor allem darin, ein Drehbuch (Sarah Esser, Ivan Dimov) auf dennoch kontinuierlich hohem Spannungsniveau zu inszenieren, das praktisch ohne dramaturgische Höhepunkte auskommt. Selbst der längst überfällige Ausbruch von Bens aufgestauter Wut fällt vergleichsweise harmlos aus. Dass der beim „Max Ophüls Preis“ ausgezeichnete Film dennoch derart beeindruckt, ist nicht zuletzt das Verdienst der ausgezeichneten Darsteller; gerade Koffler und Rönnebeck bilden in ihrer Mischung aus Attraktion und Distanz ein reizvolles Paar. (Text-Stand: 29.1.2009)

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Kinofilm

ZDF

Mit Hanno Koffler, Max Riemelt, Lulu Grimm, Patrick Güldenberg, Peter Kurth, Marie Rönnebeck

Kamera: Daria Moheb Zandi

Schnitt: Philipp Stahl

Musik: Eike Hosenfeld, Moritz Denis

Produktionsfirma: Flying Moon Filmproduktion

Drehbuch: Ivan Dimov, Sarah Esser

Regie: Susanne Irina Zacharias

EA: 27.01.2009 00:05 Uhr | ZDF

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