Für immer Frühling

Dank Simone Thomallas Dorfhelferin ist am Schliersee die Welt wieder in Odnung

Foto: ZDF / Olaf Raymond Benold
Foto Rainer Tittelbach

Das Anforderungsprofil einer so genannten Dorfhelferin, die als Mädchen für alles Hof und Familie versorgen muss, und dem einer weiblichen Heldin in einem Fernsehfilm aus dem leichten Fach ist so gut wie deckungsgleich: patent, bodenständig, optimistisch müssen sie sein, nichts darf sie aus der Ruhe bringen, nichts darf sie einschüchtern. Simone Thomalla streift sich Gummistiefel und Latzhose über. Überraschend gut bekommt der Film die verschiedenen Tonlagen, Kinderkram & Krebs, Witz & Warmherzigkeit, in den Griff.

Die Münchner Krankenschwester Katja Baumann ist auf dem Sprung in den Urlaub. Doch sie bekommt das Bild jenes kleinen Tim nicht aus dem Gedächtnis. Er ist der Sohn ihrer Patientin Inge Lechner, die vor dem Beginn einer mehrwöchigen Chemotherapie steht. Die Frau ist allein erziehend und unterhält einen Bauernhof am Schliersee. Tim, Teenager Danni und die einjährige Mia kommen nicht klar mit der Aushilfskraft, die als Mädchen für alles den Hof und die Kinder versorgt. Katja, die plötzlich keine Lust mehr auf Urlaub hat, bietet der kranken Mutter ihre Hilfe an. Tim ist begeistert, Danni bald auch und Mark Weber, der neue Tierarzt im Dorf Frühling, entwickelt sich zum neuen Freund der „Familie“. Aber nicht alle im Dorf sind Katja und den Kids so wohl gesonnen. Ein Nachbar bewirkt die Pfändung der Tiere, und Großmutter Lechner verleugnet ihre Enkel. Es gibt also viel zu tun für Krankenschwester Katja, die immer mehr Gefallen findet an ihren Aufgaben als so genannte Dorfhelferin.

Soundtrack: Ella Fitzgerald („Anything goes“), Rage Against The Machine („Know your enemy“), Coldplay („Sparks“), Amanda Jenssen („The Rebounder“), Eliza Doolittle („Skinny Genes“), Emiliana Torrini („Sunny Road“), Leo Sayer („You make me feel like dancing“), Berry („Belle comme tout“), Rooney („I can’t get enough“)

Für immer FrühlingFoto: ZDF / Olaf Raymond Benold
Dorfhelferin Britta (Michaela May) kommt einfach nicht klar mit den Lechners, besonders mit Tochter Danni (Leslie-Vanessa Lill): Immer diese Fürsorge!

Dorfhelferinnen werden von der Krankenkasse als Fachkraft abgestellt. Ein Beruf, von dem sowohl in der (nord)deutschen Wirklichkeit als auch in Filmen noch nicht viel zu hören war. Dabei ist das Bild dieses Berufsstands ziemlich deckungsgleich mit dem Anforderungsprofil für weibliche Heldinnen in deutschen Fernsehfilmen aus dem Unterhaltungsfach: patent, bodenständig, optimistisch – Frauen, die sich nicht aus der Ruhe bringen und sich nicht einschüchtern lassen. „Mit einer Figur dieses Berufsbilds lassen sich vielschichtige Geschichten erzählen“, sagt Drehbuchautorin und Produzentin Natalie Scharf. „Im Gegensatz zu Ärzten, Krankenschwestern und Lehrern geht die Dorfhelferin ja in die Familie hinein, lebt in Notsituationen mit ihnen unter einem Dach und kann unter jeden Teppich blicken.“

Die Probleme in „Für immer Frühling“ bewegen sich zwar auf Wohlfühlfilm-Niveau, aber dieser deutlich als Auftakt zu einer Reihe konzipierte Film von Michael Karen ist im Rahmen des ZDF-Sonntagsfilms durchaus eine willkommene Abwechslung. Auch, weil nicht Christine Neubauer sondern Simone Thomalla sich im Freistaat Bayern Gummistiefel und Latzhose überstreift. Es war offenbar die Absicht der Produktionsfirmen, nicht zu sehr auf die weißblaue Farbe zu setzen – und so holten Scharf & Co neben Michaela May und Irm Hermann als Ur-Bayerinnen noch Marco Girnth und Götz Schubert mit in dieses muntere Dramolett, das Kinderkram und Krebs, Witz und Warmherzigkeit – präsentiert mit frischem Soundtrack und luftigen Bildern – überraschend gut miteinander koordiniert bekommt. Und am Schliersee ist die Welt plötzlich wieder in Ordnung.

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Reihe

ZDF

Mit Simone Thomalla, Michaela May, Marco Girnth, Götz Schubert, Leslie-Vanessa Lill, Jonas Holdenrieder, Felix Vörtler, Irm Hermann

Kamera: Jochen Stäblein

Schnitt: Barbara von Weiterhausen

Musik: Siggi Mueller

Produktionsfirma: Seven Dogs Filmproduktion, TeamWorx

Drehbuch: Natalie Scharf

Regie: Michael Karen

Quote: 6,22 Mio. Zuschauer (17,9% MA); Wh.: 4,68 Mio. (14,2% MA)

EA: 19.06.2011 20:15 Uhr | ZDF

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