Ex

Christiane Paul, Minich, Lukas, Mark Schlichter. Denn sie wissen nicht, was sie tun

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Foto Rainer Tittelbach

Sie sind jung, klauen Autos, schnupfen Koks und wissen nicht, was morgen sein wird. Als nach dem Tod eines Gruppenmitglieds der Neue die Gruppe aufmischt und auch noch in die Freundin vom Boss verguckt, eskaliert das vermeintliche Nur-Spaßhaben und endet in Gewalt. Mark Schlichters preisgekrönter Debütfilm, produziert vom „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF, kostete schlappe 900.000 Mark und schaffte sogar den Weg ins Kino. Für Christiane Paul war der Film, der wie eine Hommage an Scorseses „Hexenkessel“ oder auch an die Asphaltwestern von Abel Ferrara aussieht, der Beginn einer einzigartigen Karriere.

Dass ein TV-Film, noch dazu eine Low-Budget-Produktion und keine neudeutsche Komödie, den Weg ins Kino findet, ist selten geworden. Mark Schlichter (33) hat es mit seinem preisgekrönten Debüt „Ex“ geschafft. „Schlichter scheint einer der wenigen jungen Regisseure zu sein, die begreifen, was sie erzählen“, schrieb die SZ. Von einem „dichten und kompromsslosen Roadmovie-Thriller“ wusste die FR zu berichten. „Der deutsche Film lebt!“ jubelte die Hamburger Mopo. Jetzt endlich ist dieses „Kleine Fernsehspiel“ mit der typischen „Denn-sie-wissen-nicht-was-sie-tun“-Attitüde im ZDF zu sehen.

Sie sind jung, klauen Autos, schnupfen Koks und wissen nicht, was morgen sein wird. Mario (Robert Viktor Minich), Klaus, Sarah (Christiane Paul) und der Neue in der Clique, Robert, leben in Berlin. Auf einem Hochhaus haben sie ihr Quartier aufgeschlagen. Zwischen zwei coolen Sprüchen surfen sie mal eben auf einem Autodach durch die Nacht. Was das Ziel seines Lebens sei wird der Boss gefragt: „wach bleiben“, so die Antwort eines Verzweifelten. Freundschaft wird zum Bündnis gegen die Einsamkeit. Aus der „Null-Bock“- ist die „Null-Perspektive“-Generation geworden. Was bleibt ist Spaß im Hier und Jetzt. Doch der Spaß findet sein jähes Ende, als Mario für die Russenmafia Autodiebstähle organisieren soll.

„Mit seinem Spielfilmdebüt lieferte Regisseur Mark Schlichter ein beklemmendes Bild jugendlicher Perspektivlosigkeit.“ (TV-Spielfilm)

Der erste Langfilm (nach acht Kurzfilmen) des 33jährigen Berliners kommt mit einer Intensität und Dichte daher, wie sie deutsche Filme nur selten vorweisen. Aufregend, aufrüttelnd, unterhaltend und bewegend.“ (kino.de)

Neben Robert Viktor Minich, der bisweilen als krasse Karikatur durch die Straßen Berlins läuft und dabei wie eine Hommage an De Niro in Scorseses „Hexenkessel“ wirkt, ist Christiane Paul die große Entdeckung dieses kleinen Films. Konnte sie sich bereits in ihrem Debüt an der Seite Götz Georges bewähren („Ich und Christine“) und beeindruckte sie in „Alles außer Mord“ und zuletzt als junge Frau, die alles will, in Peter Timms RTL-Melodram „Zwei Leben hat die Liebe“, war „Ex“ ihr erster richtig großer Wurf. Als berlinernde Punk-Prinzessin ist sie der einzige Sonnenstrahl in dieser Welt der Wohnsilos und Möchtegern-Asphaltcowboys.

Das Filmen ist für die 22jährige im übrigen nur Nebenjob. Christiane Paul, die mit 1,2 das Abitur machte, mal als Model jobbte („wollte keene Persönlichkeitsdeformation erleben“), doch dann lieber Medizin studierte, versprühte im Kino ihre jugendliche Frische zuletzt in der platten Yuppie-Komödie „Workaholic“ an der Seite von Tobias Moretti. (Text-Stand: 1996)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Robert Viktor Minich, Christiane Paul, Florian Lukas, Andreas Dinah Diakité, Wolfram Berger, Heinz Hoenig, Rolf Peter Kahl, Anna Thalbach

Kamera: Carl-Friedrich Koschnick

Schnitt: Monika Kappel-Smith

Musik: Klaus Wagner

Produktionsfirma: Jost Hering Filme, dffb

Drehbuch: Mark Schlichter, Oskar Roehler, Robert Sauer

Regie: Mark Schlichter

EA: 24.11.1996 00:00 Uhr | ZDF

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