„Eine Stärke von Verena, Otto & Co besteht darin, dass sie das Publikum in die verschiedensten sozialen Milieus hineinführen und auf den vielfältigen bunten Schauplätzen der Metropole Berlin ermitteln“, glaubt ZDF-Redakteur Günther van Endert und erklärt sich so den Erfolg der Samstagskrimi-Reihe „Ein starkes Team“. Maja Maranow und Florian Martens befinden sich im 15. Jahr in Berlin auf Mörderjagd. 2009 war ein besonders erfolgreiches Jahr. 6,36 Mio. Zuschauer hatten die vier Premieren im Durchschnitt. „Dschungelkampf“ gehört in Story und dramaturgischer Anlage zu den stärkeren Episoden des „Starken Teams“.
Foto: ZDF / Katrin Knoke
In einem heruntergekommenen Plattenbau-Viertel wird ein junger Mann ermordet. Man findet ihn neben einem Müllcontainer. Um keine wertvolle Zeit zu verlieren, wird die vierköpfige Kripo-Mannschaft in das Polizeirevier des Problemstadtteils verfrachtet. Bald kennen sich die Kommissare bestens aus mit den Ritualen dieses Elends-Biotops. Hier herrschen die Gesetze des Dschungels, behauptet jeder, um die eigenen Taten zu rechtfertigen. In diesem sozialen Brennpunkt machen die beiden Polizeihauptmeister Hellmich und Schwendt ihren Dienst – auf unorthodoxe Weise. Sie versuchen, denen zu helfen, denen noch zu helfen ist, und bei den anderen schlagen sie schon mal besonders fest zu. Ein Hehler und ein Betreiber eines illegalen Bordells geraten als erstes in die Fänge der Kripo. Auch die Besitzer eines Tattoo-Ladens haben etwas zu verbergen. Offenbar hat der Ermordete als Drogenkurier für sie gearbeitet.
„Dschungelkampf“ erzählt von Menschen, die um das nackte Überleben kämpfen. Postkapitalistischer Darwinismus, wie er schrecklicher nicht sein kann. „Niemand ist hier wirklich schlecht und niemand möchte bemitleidet werden“, so Producerin Michaela Nix. Da bleibt einem guten Polizisten zwischen Sheriff- und Sozialarbeit oft nur der halblegale Weg. Die Stimmung in diesem Stadtteil, geprägt von einem Teufelskreis des Elends, färbt auch auf die Ermittler ab, die sehr viel sparsamer sind mit ihren Jokes als gewohnt. Nur „Witzfigur“ Ben Kolberg alias Kai Lentrodt gerät gelegentlich augenzwinkernd ins Berliner „Miljöh“.
Foto: ZDF / Katrin Knoke
Die Autoren tauchen ein in einen Problemkiez. Mit jeder Figur bekommt er eine zusätzliche Facette. Was in anderen Krimis oft zum Schaulaufen der üblichen Verdächtigen verkommt, das wird in „Dschungelkampf“ zusammengehalten von der sozialen Klammer. Mit der Fülle an Handlung steigt hier nicht wie in anderen Krimis das Durcheinander, sondern der Realismus-Gehalt. Die Entscheidung der Produktion, den Film komplett im Bezirk Lichtenberg zu drehen und hier 24 Tage lang in einer einzigen Siedlung, einem einzigen Straßenzug, ihre Zelte aufzubauen, war eine sichtlich gute Idee. Die stimmungsvolle Einheit des Ortes und die stimmige „Gast“-Besetzung mit Martin Lindow, Franz Dinda und Anja Knauer hätten allerdings noch eine etwas atmosphärischere Inszenierung vertragen. (Text-Stand: 2.1.2010)