Genau genommen ist die „Schöne am Beckenrand“, die diesem Film aus der ZDF-Krimireihe „Ein starkes Team“ ihren Titel gibt, gar nicht so schön, jedenfalls nicht im klassischen Sinn oder gemessen an Model-Maßstäben. Aber ganz davon abgesehen, dass Schönheit ohnehin im Auge des Betrachters liegt, macht gerade dies ihren Liebreiz aus. Auch der Name passt perfekt, was natürlich kein Zufall ist, denn er signalisiert das Besondere im Alltäglichen: Jennifer Meyer ist ein Mädchen aus Berlin-Neukölln, und ihre naive Anmut verdreht den Männern reihenweise den Kopf. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Bademeisterin in einem Schwimmbad, und weil eines Morgens ein Toter im Becken treibt, lernt der notorische Langschläfer Otto plötzlich die Vorzüge des frühmorgendlichen Freibadbesuchs schätzen.
Naturgemäß trüben die offenkundigen Reize der jungen Dame seinen Blick fürs Wesentliche, aber dafür ist ja ohnehin Kollegin Verena (Maja Maranow) zuständig: Jenny kann dem Ermittler-Team nicht lange verheimlichen, dass sie ein Verhältnis mit dem toten Mathias Berger hatte; auch wenn der Mann alt genug war, um ihr Vater zu sein. Und nicht nur das: Daheim sitzt seine Frau (Katja Flint) im Rollstuhl und erträgt mit scheinbar stoischer Tapferkeit ihre Multiple Sklerose. Jenny hat allerdings noch einige andere Verehrer. Der junge Kollege Armin (Ludwig Blochberger) zum Beispiel verzehrt sich derart nach ihr, dass er fast zum Stalker wird. Und dann ist da noch Konrad Schuster (Johann von Bülow), ihre Neuköllner Sandkastenliebe, eine eher verkrachte Existenz. Aber Schuster will mit Hilfe eines Kredits hoch hinaus, und den hat ihm Berger besorgt – unter tätiger Mithilfe von Jenny.
Die Kunst dieses Krimis von Maris Pfeiffer (Buch) und Matthias Tiefenbacher (Regie) liegt vor allem in der sorgfältigen Zeichnung der vorzüglich gespielten Figuren, die alle in ihren ganz persönlichen Abgrund blicken. Für die übliche humoristische Ebene ist wieder mal Martens zuständig: Allen unübersehbaren Alterserscheinungen zum Trotz schmeißt er sich kräftig an Jenny ran. In jeder Hinsicht reizvoller ist aber die Konfrontation zwischen den beiden Frauen des toten Berger: hier die junge Jenny in der Blüte ihres Lebens, dort die von ihrer Nervenkrankheit um jegliche Mobilität gebrachte Ehefrau. Eine Geschichte zwischen Schönheit und Verfall also, eine eigentlich taktlose Formulierung, die allerdings von Autorin Pfeiffer stammt; und die schätzt beide Figuren gleichermaßen. (Text-Stand: 10.1.2009)