Der Reiz eines Reihenkrimis liegt nicht zuletzt im Spiel mit dem Vertrauten: Bestimmte Erwartungen müssen erfüllt werden, aber es sollte auch moderate Überraschungen geben. Die jedoch bleibt Thorsten Näter mit „Beste Freunde“ lange schuldig; der Film wirkt über weite Strecken schematisch und routiniert. Das gilt sowohl für das Miteinander des Ensembles wie auch die Umsetzung. Die Geschichte ist ebenfalls nicht sonderlich spektakulär: Im Wald wird die verscharrte Leiche eines erschlagenen Mannes gefunden. Der Mann heißt Max Keller, und sein Leumund fällt seltsam differenziert aus: Während der Stiefsohn seine Freude über das Ableben nicht verhehlt, schildern die Freunde des Toten Keller als Vorbild. Interessanteste Figur ist zunächst jedoch eine junge Frau (Julia Brendler), die die Arbeit von Verena Berthold, Otto Garber (Maranow & Martens) und den anderen Mitgliedern des „Starken Teams“ im Auftrag der polizeilichen Presseabteilung filmisch dokumentieren soll. Was die Ermittler nicht ahnen: Sie ist ein Maulwurf und soll dafür sorgen, dass verräterische Indizien verschwinden.
Natürlich spekuliert Vielfilmer Näter darauf, dass die Frau mit der Kamera die Neugier weckt: Was hat sie mit dem Mord zu tun, wer ist ihr Auftraggeber? Immerhin erledigt sie ihren Job ausgezeichnet: Es gelingt es ihr nicht nur, die Festplatte des Mordopfers zu löschen; dank einer Affäre mit Kolberg ist sie auch dabei, als der Kommissar in einem Schließfach einen Stapel Notizbücher mit brisanten Aufzeichnungen findet. Keller hat sämtliche Fehltritte seiner vermeintlichen Freunde (Mues & Lindhardt) fein säuberlich notiert. Während die anderen auch dank seiner Hilfe Karriere gemacht haben, ist er stets ein kleines Licht geblieben. Die großzügige finanzielle Unterstützung, die sie ihm seit Jahren gewährt haben, war in Wirklichkeit Schweigegeld; aber die Erpressung hört mit dem Tod des Mannes nicht auf.
„Routinierte Krimiware ohne große Höhepunkte, aber mit einem zeitlosen Plot, der ein, zwei nette Haken schlägt, mit genügend Atmosphäre und recht gut funktionierenden Figuren. Maranow und Martens wirken im besten Sinne eingespielt.“ (TV-Spielfilm)
Eine ganz gewöhnliche Krimigeschichte also, die immerhin mit zunehmender Dauer interessanter wird, obwohl Näters Inszenierung, wohlwollend formuliert, völlig unaufgeregt ist; selbst wenn Kameramann Achim Hasse einige Male für ein interessantes Licht gesorgt hat. Eine gewisse Spannung verdankt „Beste Freunde“ allein der hörenswerten Musik von Axel Donner, die stellenweise fast zu gut für den Film ist: weil sie die Bilder oft mit mehr Bedeutung auflädt, als der Inhalt rechtfertigt. Das hängt auch mit der Ideenarmut der Umsetzung zusammen, zumal Näter viele Szenenwechsel immer wieder gleich beginnt: Panorama Berlin, ein Gebäude, Innenaufnahme. Ähnlich einfallslos werden die Gespräche im Revier eingeführt: Die Kamera zeigt den Flur im Kommissariat, und dann biegt der Chef (Lerche) um die Ecke. Ohnehin erfolgt die Informationsvermittlung fast ausschließlich über die Dialoge, weshalb ein Bankier seinen Sohn darüber informieren muss, welchen Job er in der Bank ausübt. Da Herz-Kestranek beim Besuch der Polizei verdächtig um die Ecke lugt, ahnt man zudem, dass der populäre Gastdarsteller später noch eine Rolle spielen wird.
Auch das obligate Zwischenspiel mit Sputnik (Jaecki Schwarz) wirkt zunächst wie ein Fremdkörper. Der Ex-Kollege hat eine Alibi-Agentur gegründet, und es dauert fast bis zum Schluss, ehe den Ermittlern dämmert, dass Sputniks Geschäftsidee der Schlüssel zur Lösung des Falls von „Beste Freunde“ ist: weil ein Alibi von Fremden natürlich ungleich glaubwürdiger ist als das von Freunden oder Verwandten. (Text-Stand: 27.4.2015)