Ein Mann auf einem Hochhaus. Frankfurt, Sonnenaufgang – es ist die beste Aussicht der Stadt, aber die Aussichten für das Leben dieses Enddreißigers sehen nicht gerade bestens aus. Dabei hatte er sich doch so gefreut. Endlich ein Baby, endlich das perfekte Ehe-Glück. Doch was dann? Das Gesicht des Kleinen wird immer schwärzer und schwärzer – und das selbstgefällige Gesicht des stolzen Vaters immer länger. “Ein Albtraum von 3 1/2 Kilo” ist eine ungewöhnliche Beziehungskomödie. Thomas Kirdorf hat mal wieder ein köstliches Drehbuch geschrieben über die Liebe und den kleinen Unterschied der Geschlechter, über den Zufall und die unendlichen Möglichkeiten des Mannes, sich lächerlich zu machen. Und Uwe Janson hat das alles mit Jan Gregor Kremp und einer überraschend spielfreudigen Désirée Nosbusch schnell und frech, in einem bunten, aber edlen Comic-Videoclip-Stil in Szene gesetzt.
Wie aus dem glücklichsten Paar unter der Sonne ein Kleinkrieg im heimischen Wohnzimmer werden kann, zeigt diese Arte/ZDF-Koproduktion auf amüsanteste Weise. Das ist reichlich desillusionierend. Der Traum vom Glück ausgeträumt – das Paar wird unsanft aus dem Paradies vertrieben. Die Romanze hat bei Autor Kirdorf keine Chance. Dafür sorgt der sich gehörnt glaubende Ehemann. Vor der Geburt überschlug er sich förmlich vor Vaterfreuden. Auch jetzt dreht er durch: Er lauert dem dunkelhäutigen Briefträger auf, geht dem afrikanischen Kollegen seiner Frau an die Gurgel und besteht auf einen Vaterschaftstest. Schließlich fährt er nach Paris, weil er glaubt, dort den Vaters seines Sohnes zu finden.
In “Ein Albtraum von 3 1/2 Kilo” wirkt fast wie ein Lexikon des Geschlechter-Alltags. Viele Probleme moderner Beziehungen spiegeln sich im Verhalten der Protagonisten. Die ganze Gefühlspalette von Kränkung, Stolz, Wut, Bestrafung wird durchgespielt. Der Ton wird rauher, gesprochen wird kaum noch miteinander, höchstens vorwurfsvoll herumgeblafft. “So schnell also kann es gehen”, will der Film dem Zuschauer sagen, statt ihn in romantischer Liebe schwelgen zu lassen. Wie jede gute Komödie seit Shakespeare sollten die Helden aber auch etwas dazulernen. Und so findet der unglückliche Papa auf der Suche nach dem Liebhaber seiner Frau auch so einiges heraus über sich, was er noch nicht wusste.
Uwe Janson wollte das Buch unbedingt verfilmen. Er sah darin eine Chance, “ein politisches Statement mit einem gewissen Anspruch und nett verpackt abzugeben”. Der 43-jährige fand die Geschichte reizvoll, “weil gerade die Stimmung im ‘arischen’ Deutschland suggeriert, dass Lieschen Müller von nebenan eben nicht farbig sein kann, sondern deutsch aussehen muss”. Den Film versteht er – wie auch eine andere Komödie Kirdorfs, “Der Neger Weiß” – durchaus als eine “Antwort auf die weitverbreiteten reaktionären Stimmungen in unserem Land”. Er kann die Ignoranz vieler Leute nicht verstehen. “Die meisten verdrängen immer noch, dass die Wiege der Menschheit in Afrika liegt.” Besonders gefällt ihm am Ende der Satz von Désirée Nosbusch: “Ich hätte mich auch in dich verliebt, wenn du schwarz gewesen wärst.“