Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Die Frau am Strand

Hendrik Duryn, Pia Barucki, Hasenheit, Ziska Riemann. Sabine hört das Gras wachsen

Foto: RTL / Gordon Muehle
Foto Tilmann P. Gangloff

Mistgabel statt Pistole: Der dritte neue „Dünentod“-Krimi (RTL / MadeFor) mit Hendrik Duryn und Pia Barucki spielt auf dem Dorf. Einer nach dem anderen werden die Mitglieder einer alten Schulclique umgebracht. Das Duo aus Bremerhaven muss ein Rätsel aus der Vergangenheit lösen, um die Moderserie der Gegenwart zu stoppen. „Die Frau am Strand“ wirkt wieder eine Nummer kleiner als der zweite Film aus der 2024er-Trilogie. Die Besetzung ist nicht prominent, aber markant. Solide auch die Umsetzung. Kameramann Aljoscha Hennig war bereits bei den ersten beiden Filmen 2023 dabei und sorgt für viel Atmosphäre. Alex Komlew hat die Musik zu allen bisherigen Episoden komponiert; sie klingt, als sei sie auch ohne Bilder hörenswert. Regie führte Kinoregisseurin Ziska Riemann.

Der Angriff erfolgt wie aus dem Nichts: Plötzlich legt sich ein Schatten über die junge Frau, die mit ihrem Pferd den Strand entlang reitet. Am Himmel zieht ein einsamer Greifvogel seine Kreise, doch das Ungemach gilt nicht Sabine Petersen, sondern dem Kneipenwirt Leefmann, der mit seinem motorisierten Gleitschirm unterwegs war: Er ist mit einer Drohne kollidiert, und alles deutet daraufhin, dass jemand das Gerät absichtlich in sein Gesicht gelenkt hat. Als kurz drauf äußerst unschön dem Ableben des ohnehin sterbenskranken örtlichen Bestatters nachgeholfen wird, ahnen Tjark Wolf und Femke Folkmer, dass sie es mit einer Mordserie zu tun haben könnten, weil jemand eine alte Rechnung begleichen will; und sie wissen auch, wer die nächsten Opfer sein werden.

Im Vergleich zu „Falsches Spiel“, dem packenden letzten Film der RTL-Krimireihe mit Hendrik Duryn und Pia Barucki, ist „Die Frau am Strand“ ein zwar sehenswerter, aber keineswegs herausragender TV-Krimi. Die Handlung trägt sich wie der erste Fall des Duos von der Kripo Wilhelmshaven im beschaulichen Werlesiel zu, der Heimat von Femke, weshalb der Film mit ähnlich vielen schönen Strandbildern erfreut wie die ZDF-Reihe „Nord Nord Mord“. Größer sind allerdings die Parallelen zum „Dänemark-Krimi“ der ARD, denn eine wichtige Rolle spielt unter anderem ein uraltes heidnisches Ritual, bei dem anlässlich der herbstlichen Tag-und-Nacht-Gleiche ein großes Feuer das Böse vertreiben soll. Außerdem wird es ein bisschen übersinnlich, denn die von Berit Vander mit einer interessanten Mischung aus Verschlossenheit nach außen und Offenheit nach innen versehene Sabine hört das Gras wachsen; und das ist nicht metaphorisch gemeint.

Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Die Frau am StrandFoto: RTL / Gordon Muehle
Ein Dorfkrimi, der nicht am großen Rad dreht. Dazu passt es, dass es keine großen Namen in den Episoden-Rollen gibt – dafür Typen: Berit Vander & Jean-Luc Bubert

Trotzdem geht es insgesamt wieder eine Nummer kleiner zu als zuletzt. In „Falsches Spiel“ deckte das Duo ein kriminelles norddeutsches Netzwerk auf; Wolf fand endlich raus, wer schon so lange einen unheilvollen Einfluss auf sein Leben ausübte. Diesmal gibt es weder Schießereien noch Verfolgungsjagden, sondern klassische Polizeiarbeit, und wenn es für Wolf brenzlig wird, schaut er nicht in die Mündung einer Pistole, sondern wird mit der Mistgabel bedroht; ein Dorfkrimi eben. Das Drehbuch stammt wie schon beim Trilogieauftakt „Tod auf dem Meer“ von Kai-Uwe Hasenheit, der auf leutselige Momente verzichtet; dem letzten Film haben die kleinen Frotzeleien zwischen Wolf und Femke eine besondere Würze verliehen. Reizvoll wird die Geschichte, als den beiden klar wird, dass sie die Mordserie nur stoppen können, wenn sie ein Rätsel aus der Vergangenheit lösen. Damals ist ein junger Mann spurlos verschwunden, der auf dem Hof des alten Petersen gearbeitet hatte; und Sabine, zu jener Zeit 14, war in ihn verknallt, wie die Bilder vermuten lassen, die sie noch heute von ihm zeichnet.

Die Besetzung der Episodenrollen kommt zwar ohne Stars aus, ist aber markant, weil die Mitwirkenden Typen sind, allen voran Jean-Luc Bubert als Sabines Vater und Andreas Anke als weiteres Mitglied des Freundesquartetts. Ähnlich solide wie die Geschichte ist die Umsetzung: keine überraschenden Schnittfolgen, aber eine gute Bildgestaltung. Kameramann Aljoscha Hennig war bereits bei den ersten beiden Filmen dabei und sorgt für viel Atmosphäre. Alex Komlew hat die Musik zu allen bisherigen Episoden komponiert; sie klingt, als sei sie auch ohne Bilder hörenswert. Regie führte Ziska Riemann, sie hat auch den sehenswerten jüngsten Beitrag zu „Unter anderen Umständen“ („Dominiks Geheimnis“, ZDF) inszeniert und erlebt nun womöglich das gleiche Schicksal wie so viele andere, deren Karriere nach zum Teil preisgekrönten Kinoproduktionen („Lollipop Monster“, 2011; „Electric Girl“, 2019) schnurstracks Richtung TV-Krimi führt, weil in diesem Genre mit Abstand die meisten Filme gedreht werden. (Text-Stand: 1.1.2024)

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RTL

Mit Hendrik Duryn, Pia Barucki, Berit Vander, Jean-Luc Bubert, Andreas Anke, Yasemin Cetinkaya, Florian Panzner, Alessija Lause, Rainer Reiners, Eugene Boateng

Kamera: Aljoscha Hennig

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Kostüm: Markus Ernst

Schnitt: Ollie Lanvermann

Musik: Alex Komlew.

Soundtrack: Nick Cave & The Bad Seeds & Kylie Minogue („Where The Wild Roses Grow”), Bruce Springsteen („My Hometown”), Billie Eilish („What Was I Made For”)

Redaktion: Nico Grein

Produktionsfirma: MadeFor Film

Produktion: Mirko Schulze, Nanni Erben, Gunnar Juncken

Drehbuch: Kai-Uwe Hasenheit – Drehbuchvorlage: Joyce Jacobs und Sven Halfar. Romanvorlage: Sven Koch („Dünenfluch“)

Regie: Ziska Riemann

EA: 30.01.2024 10:00 Uhr | RTL+

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