Johannes ist Zivi in einem Krankenhaus am Rande des Thüringer Waldes. Eine Unachtsamkeit von ihm lässt einen Straftäter entkommen, der im Toten-Zimmer Abschied nahm von einer geliebten Person. Johannes berührt das nicht sonderlich. Für ihn viel aufregender ist das bosnische Zimmermädchen Ana. Nach ersten Missverständnissen kommen sich die beiden sehr nahe. Johannes will sich um ein Stipendium für ein Medizinstudium in L.A. bewerben. Dafür müsste er lernen, doch lieber schläft er mit Ana. Das Mädchen, das aus schwierigen Verhältnissen stammt, würde auch am liebsten weg hier – und so ist es für sie völlig klar, dass sie gemeinsam nach Amerika gehen. Johannes scheint der Gedanke auch zu gefallen. Ein Fest im Golfclub wirft indes die Pläne der beiden über den Haufen. Offenbar empfindet er für seine Ex Sarah, die Tochter des Klinikchefs, noch mehr, als er sich lange Zeit eingestehen wollte.
„Eine Liebe durch die Klassengegensätze hindurch ist nicht mehr möglich“, sagt Christian Petzold. In „Etwas Besseres als den Tod“ nimmt man lange Zeit an, es könnte gut gehen mit der Liebe zwischen dem Zivi und dem Zimmermädchen. Aber ähnlich wie sich die Bosnierin vom Rande der Gesellschaft ins Zentrum hineinträumt, so nimmt der junge Mann aus kleinen Verhältnissen am Ende den bequemsten Weg zum gesellschaftlichen Aufstieg, auch wenn er den Lebensstil der „besseren Leute“ zu verabscheuen scheint. Der Jugendtraum, von Luft und Liebe leben zu können, ist schnell ausgeträumt. Da ist Petzold rasch wieder beim Thema seiner letzten Filme, „Yella“ und „Jerichow“. Dieses „große“ Thema schält sich spät heraus. Bis dahin ist die erste Episode der Regisseurs-Trilogie „Dreileben“ ein fein beobachteter Film über die Missverständnisse und Möglichkeiten einer interkulturellen Liebe, die sich im Zustand der Verliebtheit befindet. Bekommt Johannes seine anfänglichen Vor-Urteile der jungen Bosnierin gegenüber (nur Geld im Kopf, Sex statt Liebe) noch geregelt, am Ende erliegt er dann doch dem Image „Tochter aus gutem deutschen Hause“. Ironie des Schicksals: zum Bruch kommt es, weil Ana im Gegensatz zu Johannes unbedingt zur Golfclub-Party gehen möchte. Sie macht sich hübsch (was sie unter hübsch versteht), nimmt das Geld des Jungen, kauft sich ein schönes Kleid und will Spaß haben (was sie unter Spaß haben versteht).
Die Krimihandlung, die die beiden anderen „Dreileben“-Filme vermeintlich stärker in den Mittelpunkt rücken, spielt nur in wenigen Szenen in „Etwas Besseres als den Tod“ hinein. Da ist der Blick ins Toten-Zimmer, das Gesicht des Mörders hinter einem Baum, das Ana in Ohnmacht fallen lässt, und da ist die leise, latente Spannung zwischen dem Mädchen, das allein durch den Wald streift, und dem Mädchenmörder, der sich offenbar noch immer in diesem Wald aufhält. Und da ist das Messer, als Metapher für den Hang zur Selbstzerstörung ins Spiel gebracht. Irgendwann liegt es auf einem Waldweg… (Text-Stand: 24.7.2011)