Die Aufmerksamkeit dürfte diesem Film gewiss sein. Ein Model in der Hauptrolle eines Fernsehfilms. Das gab es in Deutschland bisher noch nicht. Nadja Auermann als Mutter, die verdächtigt wird, ihr eigenes Kind umgebracht zu haben – natürlich diktiert da die 33-jährige Berlinerin im ZDF-Presseheft gerne die üblichen Floskeln wie “richtige Herausforderung” und “die Kollegen waren unheimlich nett” in den Notizblock. Die Rechnung mit der Auermann könnte aufgehen, der Film selber aber tut es nicht.
“Dornröschens leiser Tod” spielt in einem idyllischen Städtchen im Harz. Vor sechs Jahren verschwand ein sechsjähriges Mädchen. Erst jetzt fand man die Leiche in einer Kirchengruft. Die Mutter der Toten wird aus Berlin in ihre alte Heimat zurückbeordert. Sie ist nach wie vor die Hauptverdächtige. Fast krankhaft sucht der ermittelnde Kommissar nach Beweisen gegen die Frau, deren Auftauchen im Ort für Unruhe sorgt. Ihr Ex-Geliebter, dessen Frau und deren alkoholkranker Bruder scheinen besonders viel zu verheimlichen haben. Eine Leiche im Keller hat hier jeder. Aber wer ist der Mörder von damals? Eine Möchtegern-Profilerin stößt auf einen Mord eines Teenagers und das kurzzeitige Verschwinden eines anderen Kindes aus dem Ort. Auch die Hauptverdächtige beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln.
Trotz hochkarätiger Besetzung und trotz eines Regisseurs wie Marcus O. Rosenmüller („Bloch“, „Sperling“) versetzt dieser gewollt märchenhafte TV-Thriller den Zuschauer in einen 100-minütigen Halbschlaf. Hin und her dreht sich das Karussell der Bedrohungen und Verdächtigungen. Selbst beim Showdown strapazieren die Autorinnen Katharina Hajos und Constanze Fischer die Aufmerksamkeit des Zuschauers fast 20 Minuten, bis sie endlich den Mörder aus dem Hut gezaubert haben. “Dornröschens leiser Tod” leidet vor allem unter einem unausgereiften, konfusen Buch. Nadja Auermann macht ihre Sache als “eine Persönlichkeit, die über lange Strecken eine Ambivalenz behalten muss, die mit einer Aura von Geheimnis umgeben sein muss”, so der Regisseur, durchaus passabel. Doch die intensive Vorbereitung mit der Nicht-Schauspielerin hat Rosenmüller wohl davon abgehalten, selbst Hand anzulegen ans Drehbuch. Und so holen sich alle in der dornigen Dornröschenhecke eine blutige Nase. (Text-Stand: 30.5.2004)