Eigentlich soll sich Polizeiinspektor Sifkovits (Thomas Stipsits) um einen Hühnerdiebstahl auf dem Hof von Edi und Kiki Brus kümmern. Doch dann weckt eine Leiche sein Interesse. Winzer Alois Fabsits, bekannt für seinen Uhudler, liegt tot im Weinkeller. Ein klassischer Gärgas-Unfall? Nicht für Sifkovits. Mit tatkräftiger Unterstützung der Seniorengang um seine Mutter Baba (Erika Deutinger) und deren Freundinnen Hilda (Linde Prelog) und Resl (Erika Mottl) nimmt er die Ermittlungen auf. Schon bald wird klar: Fabsits, um den seine Frau Christa (Eva Maria Marold) und seine Tochter Bettina (Agnes Hausmann) trauern, befand sich in einem Erbstreit mit dem konkurrierenden Winzer Schillinger (Felix Kreutzer). Grund genug für einen Mord? Eine Spur führt nach Rumänien, wo der liebenswerte Dorfsheriff Sifkovits den Hinweis auf ein dunkles Geheimnis der Familie Fabsits erhält.
Der Titel „Die Uhudler-Verschwörung“ ist erklärungsbedürftig. Uhudler ist ein Wein mit Kultstatus aus dem österreichischen Südburgenland. Und in dieser Region spielt der zweite „Stinatz“-Krimi. Wie schon bei der „Kopftuchmafia“ (Alternativ-Titel: „Die tote Braut“) haben Stefan Hafner und Thomas Weingartner das Drehbuch nach der Vorlage des gleichnamigen Romans von Thomas Stipsits geschrieben. Der Autor und Schauspieler, einige Jahre auch der Sidekick der Wiener „Tatort“-Kommissare, schlüpft selbst in die Rolle des Inspektors „Schiffi“ Sifkovits. Er ermittelt dort, wo jeder jeden kennt und das Dorfgeschwätz zum Leben gehört wie Wasser und Wein. Stipsits spielt diesen ländlichen Ermittler mit sichtlichem Vergnügen, sein „Mommerl“, wie Sifkovits von der Mama liebevoll gerufen wird, wirkt freundlich, bescheiden und harmlos. Doch er ist nicht zu unterschätzen, hat den Durchblick und verfügt über eine gute Kombinationsgabe. Es sind kleine Details, die den Fall vorantreiben: eine falsch eingefädelter Gürtel, ein fingiertes Hochzeitsfoto. Mit Trenchcoat und Schiebermütze tapst er durch die Szenerie, liefert eine kleine feine Reminiszenz an den großen Columbo, wenn er sich nach Befragungen beim Hinausgehen nochmal umdreht und ansetzt: „Eine Frage hätte ich noch“. Doch Sifkovits bleibt ein Solitär mit seinem eigenen und eigenwilligen Stil.
Foto: Arte / Mona Film / Victoria Herbig
Und dann ist da ja noch die Mama. Sie ist Teil der „Kopftuchmafia“, sitzt mit ihren beiden Freundinnen Resl und Hilda auf dem Dorfbankerl, lästert nach Herzenslust und hilft dem Kripo-Sohn bei den Ermittlungen. Da Linde Prelog krankheitsbedingt teilweise ausfiel, musste das Skript umgeschrieben werden und sie weilt die meiste Zeit auf Kur. Doch auch als Duo sind die Damen bissig. Herrlich wenn sie in Rumänien auf ihr Pendant treffen, drei betagte Frauen, ebenfalls auf einer Bank sitzend und das Rentnerdasein genießend. Eine von vielen feinsinnigen und humoresken Szenen, die Regisseur Daniel Geronimo Prochaska liebevoll inszeniert hat. Das macht Spaß, zeigt aber auch die leichten Schwächen der Krimikomödie. Denn „Die Uhudler-Verschwörung“ ist mehr eine Aneinanderreihung an herrlich detailverliebten Miniaturen, jede kleine Szene steckt voller Witz und ist minutiös choreografiert. Dadurch bleibt der Erzählfluss zuweilen auf der Strecke. Tempo nimmt der Film kaum auf, in aller Ruhe taucht Sifkowitz in die provinzielle Welt ein. Angereichert wird das Ganze mit in schwarz-weiß gehaltenen, ebenso schrägen wie gewöhnungsbedürftigen Gesangseinlagen der Figuren.
Die große Stärke des Films sind die kernig-kantigen Charaktere. Selbst die Nebenfiguren wie der von Schuppen geplagte Dorfpfarrer (Clemens Berndorff) oder der Besitzer des Tante-Emma-Ladens (Christoph Krutzler) sind fein gezeichnet. Und den ganzen Film durchzieht ein charmanter Lokalkolorit. Erwähnenswert auch die Musik: Thomas Jarmer, Sänger und Komponist der österreichischen Indie-Band Garish, zeichnet dafür verantwortlich, passt die Musik der jeweiligen Stimmungslage an, ein Hauch von Western mit Anleihen an Ennio Morricone gehört dazu. Sprachlich ist der humorvolle Krimi mit tragischer Wendung hierzulande etwas schwer zu verstehen, das normale österreichische Idiom fordert deutschen Zuschauer die volle Konzentration ab. Die Dialoge sind teilweise untertitelt, teilweise nicht. Nach welchen Kriterien ist nicht ersichtlich. Aber über Gestik und Mimik vermittelt sich so manches, das rein sprachlich nicht zu verstehen ist. Im eigenen Land war „Die Uhudler-Verschwörung“ ein Quoten-Hit mit über einer Million Zuschauer und 35% Marktanteil. Kein Wunder, dass die Reihe weitergeht: Der dritte „Stinatz“-Krimi ist bereits abgedreht, ein vierter in Arbeit.

