Die weiße Schlange

Tim Oliver Schultz & Frida Lovisa Hamann in einem Top-Märchen für große Kinder

03.11.2024 12:00 Kika
09.03.2025 21:45 3sat
10.03.2025 02:10 3sat
06.04.2025 12:00 Kika
Foto: ZDF / Volker Gläser
Foto Tilmann P. Gangloff

Mit dieser Adaption eines eher unbekannten Märchens der Brüder Grimm knüpft das ZDF an die herausragenden Produktionen „Die Schöne und das Biest“ und „Die Schneekönigin“ an. Der Film erzählt die Geschichte eines klugen Bauernsohns, der Leibdiener des Königs wird, sich in die Prinzessin verliebt und herausfindet, warum der strenge Herrscher mit den Tieren sprechen kann; ein Wissen, dass ihn prompt in Lebensgefahr bringt. „Die weiße Schlange“ ist kunstvoll fotografiert und hat mit Tim Oliver Schultz und Frida Lovisa Hamann zwei viel versprechende Hauptdarsteller zu bieten. Für kleine Kinder ist die Handlung zu komplex.

Kein Wunder, dass „Die weiße Schlange“ eins der weniger bekannten Grimmschen Märchen ist, schließlich schlachtet der junge Held, der ein großes Herz für Tiere hat, sein Pferd, um drei Rabenkinder vor dem Verhungern zu bewahren. Während sich die ZDF-Adaptionen früherer Jahre mitunter etwas zogen, weil kurze Vorlagen auf Spielfilmlänge gestreckt werden mussten, wirkt das Drehbuch (Max Honert, Jörg Menke-Peitzmeyer) in diesem Fall sogar stimmiger als die Erzählung der berühmten Brüder. Außerdem hat der Film anders als manch’ andere ZDF-Märchen einen Hauptdarsteller zu bieten, der weit mehr als bloß ein attraktiver Langweiler ohne Ausstrahlung ist; Tim Oliver Schultz hat sich zuletzt schon mit der Vox-Serie „Club der roten Bänder“ (er verkörperte den Clubgründer) für weitere Hauptrollen empfohlen.

Die weiße SchlangeFoto: ZDF / Volker Gläser
Der neugierige Bauernsohn (Tim Oliver Schultz) und die schöne Prinzessin (Frida Lovisa Hamann). Das Geheimnis der weißen Schlange vereint Endres & Leonora.

In „Die weiße Schlange“ spielt Schultz den klassischen Märchenhelden, dem die Perspektive von Stand und Elternhaus nicht genügt: Bauernsohn Endres lernt lieber Lesen und Schreiben, anstatt das Dach der maroden Hütte zu flicken; prompt setzt ihn der Vater irgendwann vor die Tür. Endres erreicht auf seiner Wanderschaft ein Schloss und gewinnt das Vertrauen von König Konrad (Reiner Schöne), der ihn zu seinem Leibdiener macht. Fortan ist er für ein tägliches Ritual zuständig: Nach dem Essen muss er Konrad eine Schüssel bringen, deren Inhalt der König selbst vor Frau und Tochter geheim hält. Im Gegensatz zu Prinzessin Leonora (Frida Lovisa Hamann) kann Endres seine Neugier jedoch zügeln. Dafür findet er heraus, dass Konrad mit den Tieren sprechen kann; deshalb ist der Herrscher auch über alles informiert, was in seinem Reich vorgeht. Als der in Leonora verliebte Schönling Ritter Arnold (Raneburger) erkennt, dass die Prinzessin, deren Pferd Endres gerettet hat, recht angetan von dem Leibdiener ist, fädelt er ein Komplott gegen ihn ein: Endres soll einen wertvollen Ring gestohlen haben. Der junge Mann ahnt, dass der geheimnisvolle Inhalt der Schüssel seine einzige Chance ist. Das Gefäß enthält die Überreste einer weißen Schlange; als Endres davon kostet, kann auch er die Tiere verstehen. Er findet zwar den Ring, aber nun will der König erst recht seinen Kopf. Endres erfährt, dass es eine weitere weiße Schlange gibt, in deren Reich es zum fesselnden Finale kommt; und weil er im Gegensatz zu Konrad seine Gabe verwendet, um den Tieren Gutes zu tun, haben tierische Helfer großen Anteil am Happy End.

Die weiße SchlangeFoto: ZDF / Volker Gläser
Stimmungsvoll. Auch ästhetisch überzeugt der subtextreiche ZDF-Märchenfilm von Stefan Bühling.

Die Handlung ist gerade für einen Märchenfilm, der sich ja an die ganze Familie richtet, von ungewöhnlicher Komplexität; für Kinder im Grundschulalter ist sie womöglich zu kompliziert. Bemerkenswert ist allerdings die Regieleistung von Stefan Bühling, der außer Kurzfilmen bislang nur Serienfolgen inszeniert hat. Der Film ist durchgängig spannend, wenn auch weniger im Sinn von Nervenkitzel. Es gibt allerdings einige Szenen, in denen Kinder mit dem jugendlichen Helden mitfiebern werden, weil er Gefahr läuft, bei heimlichen Aktionen erwischt zu werden. Herausragend ist zudem die Bildgestaltung von Hermann Dunzendorfer; gerade die Szenen, die des Nachts oder im Zwielicht spielen, sind ausgesprochen kunstvoll ausgeleuchtet. Einige liebevoll gestaltete Übergänge verraten zudem die Sorgfalt im Detail. Auch in der differenzierten Führung der Darsteller beweist Bühling großes Geschick. Schöne zum Beispiel spielt den König keineswegs als Unhold. Konrad ist zwar streng, aber nicht unsympathisch. Tim Oliver Schultz trägt den Film scheinbar mühelos und hat ganz sicher eine vielversprechende Karriere vor sich, zumal er nicht nur in den romantischen & dramatischen Szenen überzeugt, sondern auch beim finalen Schwertkampf. Frida Lovisa Hamann, hier in ihrer ersten Langfilmrolle überhaupt, versieht Leonora mit einer neckisch-schnippischen Haltung, die der hübschen Prinzessin einen modernen Anflug gibt. Die junge Berliner Burgschauspielerin darf sich garantiert auf weitere Engagements in ZDF-Produktionen freuen.

Einziges Manko dieses Films sind die wenigen Momente, in denen der Film explizit die Bedürfnisse der jüngsten Zuschauer berücksichtigt: Die sprechenden Tiere klingen doch sehr nach Kinderfernsehen; die Ziegen plaudern meckernd, die Enten quakend, die Hühner gackernd (als Tierstimmen wurden unter anderem Katy Karrenbauer und Ingo Naujoks verpflichtet). Gerade angesichts der in jeder Hinsicht insgesamt doch recht düsteren Geschichte wirken diese Szenen beinahe deplatziert. Davon abgesehen jedoch setzt „Die weiße Schlange“ die Reihe herausragender Märchenfilme wie „Die Schöne und das Biest“ (2012, Robert Geisendörfer Preis) und „Die Schneekönigin“ fort. (Text-Stand: 29.11.2015)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ZDF

Mit Tim Oliver Schultz, Reiner Schöne, Frida Lovisa Hamann, Dominik Raneburger, Jutta Fastian, Erwin Leder, Roland Silbernagl und den Stimmen von Katy Karrenbauer, Ingo Naujoks, Johannes Büchs

Kamera: Hermann Dunzendorfer

Szenenbild: Rudi Czettel

Schnitt: Clare Dowling

Musik: Stefan M. Schneider

Produktionsfirma: Provobis

Drehbuch: Max Honert, Jörg Menke-Peitzmeyer

Regie: Stefan Bühling

EA: 19.12.2015 18:45 Uhr | ZDFneo

weitere EA: 24.12.2015 16:30 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach