Die Geschichte vom barmherzigen Waisenkind erzählt als einziges der diesjährigen Märchen keine Romanze. Das Drehbuch hat die sehr überschaubare Vorlage der Gebrüder Grimm zu einer vergleichsweise komplexen Handlung erweitert: Weil ein Dorf seine Steuerschuld nicht begleichen konnte, haben die Soldaten des gierigen Königs schon vor Jahren die arbeitsfähigen Erwachsenen verschleppt. Die elfjährige Mina macht sich auf den beschwerlichen Weg zum Schloss, um den König um Gnade zu bitten. Der Herrscher bleibt hart, doch die Königin hat ein gutes Herz und erreicht, dass Mina bis Sonnenuntergang Zeit hat, ihre Eltern zu finden. Die Suche bleibt ergebnislos, aber weil das Kind lauter gute Taten tut und praktisch alles verschenkt, was es am Leibe trägt, wird es schließlich mit einem Goldregen belohnt.
Gerade die einzelnen Stationen der Heldinnenreise machen den Reiz des episodisch erzählten Märchenfilms aus: Mina erwärmt das kalte Herz eines Einsiedlers (Axel Prahl), dem die Frau davongelaufen ist, und erreicht auf diese Weise, dass ein Dorf wieder Wasser hat. Einem fischenden Fährmann (Eisi Gulp) schenkt sie ihr Medaillon, weil das glitzernde Schmuckstück die Fische anlockt. Und weil sie ein reines Herz hat, gelingt es auch dem fahrenden Händler (Rufus Beck) nicht, sie übers Ohr zu hauen; statt dessen muss er seinen sprechenden Hund rausrücken, den allerdings nur Mina verstehen kann. Buch und Darsteller sind bei Maria von Heland in den besten Händen: Der christliche Grundgedanke der Nächstenliebe ist unübersehbar, wird aber ohne jeden Weihrauch vermittelt. (Text-Stand: 26.12.2011)