Ein seltsamer Heiliger, dieser Mann, der da kurz vor seiner brutalen Ermordung hingebungsvoll mit einer Puppe durch die Räume seiner Farm tänzelt. Dieser Spinner, stellt sich wenig später heraus, ist ein ranghoher Polizist gewesen, der sich nach der Pensionierung in die schwedischen Wälder zurückgezogen hat. Doch irgendetwas kann mit ihm nicht stimmen. Wenig später gibt es erste Beweise. In seinem Haus wird eine SS-Uniform gefunden. Heraus kommt auch, dass sich der Ex-Kommissar in den 50er Jahren einen neuen Namen zulegte und dass er einschlägige Verbindungen nach Argentinien hatte. In welche politischen Machenschaften war der Tote verstrickt? War er vielleicht sogar ein Faschist?
In “Die Rückkehr des Tanzlehrers” berührte Henning Mankell ein heikles Thema: das Verhältnis Schwedens zum Nationalsozialismus. Es war der erste Roman, der nach den Wallander-Krimis eine neue Ermittler-Figur einführte. Stefan Lindman ist weniger Kauz, mehr Mann. Er ist jünger und physischer als sein erfolgreicher Vorgänger, aber auch er wird von Schwermut überfallen. Der Grund für seine Weltmüdigkeit liegt nicht in der Seele begraben, sondern ist handfesterer Natur: Lindman hat Zungenkrebs. Dennoch macht er sich nach dem Mord sofort auf zum Tatort, ein nordschwedisches Provinznest. Der Tote war sein Mentor, eine Art Ersatzvater. Umso geschockter ist Lindman über das, was er hier zu ermitteln hat.
Zum ersten Mal hat Mankell die TV-Rechte eines seiner Bücher an eine nichtskandinavische Firma verkauft. Ausgerechnet die österreichische Lisa-Film bekam den Zuschlag. Deren berühmt-berüchtigter Produzent Karl Spiehs tat sich drei Jahrzehnte lang mit Sex-Klamotten, Wörthersee-Serien und “Klinik unter Palmen” hervor. Jetzt wollte es der 73-Jährige noch einmal wissen. Mit einem Budget von 6,5 Millionen Euro, an Originalschauplätzen mit einem Kameramann der Spitzenklasse (Martin Kukula, “Good Bye, Lenin”) im 35-Millimeter-Kinoformat und in englischer Sprache gedreht, zielt der ambitionierte Zweiteiler auf eine große internationale Auswertung. Spiehs sieht indes keinen Kurswechsel: “Wir haben immer die gleiche Aufgabenstellung, wir wollen die Menschen gut unterhalten.”
Dass dieser letzte Tango im schwedischen Wald zwar ebenso wortkarg und bilderstark daher kommt wie die schwedischen Wallander-Krimis, die zuletzt im ZDF zu sehen waren, aber weniger blutig und nervenaufreibend von Urs Egger inszeniert wurde, gehört zur Vermarktungsstrategie. Der Regisseur wollte “den blutigen Sadismus der Geschichte nicht zum voyeuristischen Sadismus des Films machen”. So gelang ihm das Kunststück, den Mankellschen Ton zu treffen und dennoch mit dem Zweiteiler zur Prime-Time antreten zu können. Mit großen Namen wie Tobias Moretti (die Idealbesetzung), Veronica Ferres (sehr schwedisch-like) und Maximilian Schell (stark sein Gesicht) wäre auch etwas anderes eine Verschwendung von Qualität und Rundfunkgebühren gewesen. (Text-Stand: 8.4.2004)