Was Arte geritten hat, den Fernsehfilm “Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte” in die kräftig beworbene Reihe “Filmpremieren mit starken Schauspielerinnen” aufzunehmen, bleibt allein das Geheimnis der Pressestelle des Senders. Nina Petri ist zweifelsohne eine großartige Schauspielerin. In dem Fernsehfilm-Debüt des Dokumentarfilmers und Grimme-Preisträgers Andi Rogenhagen (“The Final Kick“), für den sie von Arte gepriesen wird, hat sie allerdings nur einen wenige Sekunden dauernden Gastauftritt.
Offenbar wollten die Öffentlichkeitsarbeiter des Kulturkanals auch einmal etwas Schräges tun. Passend zu dieser höchst skurrilen Provinz-Komödie um Dealer, Psychopathen und einen besorgten Vater, der zu ungewöhnlichen Erziehungsmaßnahmen greift. Es ist ein Film, der in keine Schublade passt. Glaubt man, Schmunzeln sei angesagt, legt Dieter Pfaff plötzlich einen Blick auf, in dem der ganze Schmerz über ein unerfülltes Leben aufscheint. Und wenn man annimmt, dass endlich eine Familie wieder zusammengefunden hat, kommt es zur Entführung und wenig später zu einem bestialisch-kranken Mord.
Dabei beginnt alles ganz harmlos. Der ewige Student Paul will seinen Job als Kleindrogen-Dealer endlich an den Nagel hängen. Nur noch einen Kurierdienst. Doch weil er von der “Ware” nascht, haut es ihn kräftig um. Das ruft seinen Vater auf den Plan, dem Jungen zu zeigen, wo’s langgeht. Kurzentschlossen packt er sich den noch etwas mitgenommenen Paul, verschleppt ihn auf seinen Hof und sperrt ihn in seinen Hundezwinger. Damit er wieder klar im Kopf wird, gibt er ihm Lektüre: “Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte”. Paul soll den Groschenroman auswendig lernen. “Wenn sie Geschlechtsverkehr haben, lass’ ich dich frei”, sagt er. Bald zeigt sich, was so ein Arztroman bei Menschen alles bewirken kann. Vater und Sohn, aber auch Vater und seine von ihm getrennt lebende Frau kommen sich wieder näher.
Doch wie gesagt: auf nichts kann sich der Zuschauer allzu lange verlassen. Es gibt keine Gewissheit im Leben, in diesem Film, bei dessen lakonischer Achterbahnfahrt durchs Westfälische auch noch ein durchgeknallter Chefdealer, sein enddebiler Handlanger sowie die vergleichsweise normale Freundin Pauls ein Wörtchen mitzureden haben, schon gar nicht. Die Bilder im Übrigen sind durchweg beschaulich. Ist das Leben nicht schön?, scheinen sie zu fragen. Eigentlich schon. Und dann doch wieder nicht… (Text-Stand: 2003)