Karla Ben Yakin ist glücklich. Sie hat einen prächtig geratenen Sohn, einen liebenden, verständnisvollen Ehemann und sogar ihr Job im Callcenter macht ihr Spaß. Doch urplötzlich wird ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr Mann Zaid hat sich offenbar mit Sohn Hamy in den Sudan abgesetzt – in das Haus seiner Familie. Zaid ist Mohammedaner. Bisher hielt sich sein Glauben im Rahmen, aber nach dem Tod des Vaters kommen „neue Aufgaben“ auf ihn zu. Seine Familie gehört zu den einflussreichsten Familien der arabischen Welt, Waffenhandel hat sie reich gemacht. In ihren Palast bringt nun der Vater den Sohn – und Karla wird ihnen folgen. Auf ihren Spuren das BKA, das hinter der Fassade des friedlichen Familienvaters einen Schläfer vermutet, der auf einen Terrorakt vorbereitet wird. Karla spürt die Gefahr, aber sie empfindet noch immer eine große Liebe für ihren Mann, der sich zwischen dem Gesetz seiner Familie und ihrer Ehe entscheiden muss.
Foto: Sat 1
„Die Frau des Schläfers“ ist ein TV-Movie-Drama, das wirkungsvoll mit Melodram- und Thriller-Momenten arbeitet. Yvonne Catterfelds Augen leuchten nur kurz in betörendem Blau – dann wird aus der blonden eine brünette Frau, dunkel geschminkt, verschleiert, einen Kaftan tragend. Es ist ihre überzeugendste ernst(haft)e Rolle. Keine überzogenen Gesten, kein „Nicht ohne meine Tochter“-Kitsch. Und trotz Spannung durch die Ungewissheit, wie sich der Ehemann und sein Bruder, der die Schwägerin am liebsten aus dem Weg räumen würde, verhalten werden, bleibt den Autoren noch Zeit, das Bild der Frau im Islam zu reflektieren.
Man hat nie das Gefühl, als ob Röskau und Leuker den realen politischen Konflikt für ein Genre-Spektakel missbrauchen würden und auch die Islam-Kritik fällt differenzierter als befürchtet aus. Neben den durchweg überzeugenden Schauspielern (sehr nuanciert: Rene Ifrah) besticht der Film von Edzark Onneken durch sein glänzendes Production Value. Das sieht alles richtig gut aus – der Alltag im Bazar und auf den Straßen, das aufgeräumte Leben im Palast des Schläfers, die Wüste, das betörende Licht, die klaren Farben und dazu eine stimmig-stimmungsvolle Montage. Ein gutes, ansehnliches Genre-Drama.