Es war die größte Geldfälschungsaktion in der Kriminalgeschichte, und sie stürzte ihre Protagonisten in erhebliche Gewissensnöte. Sie fälschten buchstäblich um ihr Leben. Doch je erfolgreicher sie waren, desto mehr unterstützten sie ihre Feinde und machten sich so mitschuldig am Tod Hunderttausender. Auch der Film „Die Fälscher“ schrieb Geschichte.
Der Slowake Adolf Burger hat diese unglaubliche Begebenheit, die er selbst erlebt und maßgeblich mitgestaltet hat, aufgeschrieben und unter dem Titel „Des Teufels Werkstatt“ veröffentlicht. Burger war Mitglied des „Unternehmens Bernhard“. 1942 ersann Bernhard Krüger, vor dem Zweiten Weltkrieg Falschgeldfahnder, einen genialen Plan: Er wollte England mit „Blüten“ überschwemmen, um die Wirtschaft des Kriegsgegners auf diese Weise in den Ruin zu treiben. Damit das Projekt garantiert geheim blieb, rekrutierte Krüger ausschließlich KZ-Häftlinge, denen im Konzentrationslager Sachsenhausen ein eigener Bereich zugewiesen wurde. Drucker, Grafiker und Typografen, allesamt ehrbare Bürger, die zufällig jüdischen Glaubens waren, wurden mit echten Verbrechern gemischt, um Banknoten zu fälschen. Im Vergleich zu den menschenunwürdigen Bedingungen im Rest des Lagers führten sie ein Leben in Saus und Braus, schliefen in weichen Betten und bekamen sogar eine Tischtennisplatte. Sie verstanden ihr Handwerk so gut, dass selbst die „Bank of England“ die Echtheit der Geldscheine attestierte. Insgesamt produzierten die Fälscher Blüten im Wert von 134 Millionen Pfund, eine Summe, die die Währungsreserven Großbritanniens um das Dreifache übertraf.
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Kaum zu glauben, dass diese verrückte Fußnote des Weltkriegs noch nie aufgegriffen wurde. Stefan Ruzowitzky, der bislang so unterschiedliche Filme wie „Anatomie“ und „Die Siebtelbauern“ gedreht hat, erzählt die Geschichte aus dem Blickwinkel des jüdischen Ganoven Salomon Sorowitsch. Der Österreicher Karl Markovics, der trotz seiner Titelrolle in der TV-Serie „Stockinger“ (einem Ableger von „Kommissar Rex“) bei weitem nicht so populär ist wie angebracht, spielt den Fälscher als gebrochene Figur: Einerseits lebt er nach dem Grundsatz, jeder sei sich selbst der Nächste, andererseits ist er bereit, für seine Kollegen zum Teil erhebliche Risiken einzugehen. Anders als der Idealist Burger (August Diehl), der die Arbeiten sabotiert, weil er die Zerschlagung des Faschismus nicht verzögern will, genießt Sorowitsch die Annehmlichkeiten des Daseins im „Goldenen Käfig“.
Dritter im Bunde ist SS-Sturmbannführer Herzog (Devid Striesow), ein kultivierter Karrierist, der es aus Prinzip ablehnt, seine Kinder zu schlagen, aber offenbar ohne Gewissensbisse im KZ arbeiten kann: jovial und freundlich, wenn das seinen Zielen dient, aber auch knallhart, wenn er selbige gefährdet sieht. Gewissermaßen Gegenentwurf als hässliche und geläufigere Fratze des Nationalsozialismus ist der SS-Scherge Holst. Wann immer man gemeinsam mit den Häftlingen die Grausamkeiten vergisst, die sich hinter der Bretterwand abspielen, tritt Holst als Prototyp des Kleingeistes auf. Martin Brambach, einer jener Schauspieler, die selten Hauptrollen spielen, aber im Hintergrund exzellente Arbeit abliefern, bietet die geradezu beängstigend authentisch wirkende Studie des Mitläufers, der sich an seiner Macht berauscht, indem er Menschen demütigt oder mit kaltblütiger Beiläufigkeit erschießt.
Neben diesen Figuren lebt die Geschichte nicht zuletzt vom Konflikt der Fälscher. Die Handlung wird zwar nicht zum permanenten ethischen Diskurs, doch die Gewissensfrage – darf man überleben, während die anderen draußen krepieren? – steht immer wieder im Mittelpunkt. Obwohl Ruzowitzky die Ereignisse fast als Kammerspiel inszeniert, ist der Film dank der herausragenden Darsteller und der Ungeheuerlichkeit der Aktion ungewöhnlich packend. „Die Fälscher“ wurde nicht nur als bester Spielfilm, sondern auch noch in sechs weiteren Kategorien für den Deutschen Filmpreis nominiert, darunter Karl Markovics und Devid Striesow als Darsteller, Ruzowitzky für das Drehbuch und Benedict Neuenfels für die ausgezeichnete Kameraarbeit. Und dann gab es noch den Oscar. (Text-Stand: 28.1.2009)