Don und Kalle sind zwei Machos. Alles, was sprichwörtlich bei drei nicht auf den Bäumen ist, landet auf einer ihrer WG-Matratzen – und auf ihrer One-Night-Stand-Liste. „Sie gibt Auskünfte über die Vorzüge und Gewohnheiten der erlegten Beute“, weiß Busenfreundin Hedi, die sich zwar über den Jagdtrieb ihrer Nachbarn lustig macht, die aber durchaus Sympathie für die beiden instinktgesteuerten Bauingenieursstudenten hegt. Für die zwei könnte es ein Leben lang so weitergehen. Doch die Abschlussprüfung steht an. Und schlimmer noch: dem Mazedonier Don droht nach der bestandenen Prüfung die Abschiebung in seine alte Heimat. Was also tun? Heiraten. Doch wen? Keine seiner Affären will sich auf eine Scheinehe einlassen. „Also ich versteh das nicht“, echauffiert sich Freund Kalle, „Don ist doch ein supercooler Typ – ich würde den sofort heiraten.“ Das hätte er vielleicht nicht sagen sollen.
Foto: ZDF / Barbara Bauriedl
Zwei heterosexuelle „Aufreißer“ müssen ein schwules Pärchen geben – solche Filmspäße kennt man. Doch bisher nur von Pro Sieben aus TV-Movies mit Titeln wie „Das beste Stück“ oder „Andersrum“. Nun versucht sich also auch das ZDF, der Sender mit den ältesten Zuschauern, an jenem Zeitgeist, der das Zwerchfell unter der Gürtellinie verortet. Ausgezahlt hat sich vor allem, den einschlägig Comedy-erfahrenen Regisseur Ulli Baumann zu verpflichten: Der Grimme-Preisträger, der den Atzes, Nikolas und Ritas dieser Welt das richtige Tempo gab, lässt nun die „Deutschmänner“ genregemäß pointiert, gegen Ende wunderbar überdreht, aber nie zu klamaukig durch den Brunnen der Erkenntnis gehen.
Dass die Helden bei aller Typisierung keine Abziehbilder sind, liegt an deren Gesichtern. Matthias Koeberlin ist seit Jahren in allen Genres und auch im Charakterfach zu Hause. Und Carlo Ljubek, der viel Theater spielt, ist eine kleine Entdeckung. Eine große ist Henny Reents als Hedi, die zugleich als Erzähler aus dem Off die Machos augenzwinkernd auf Kurs bringt. Denn mit weiblichen Rollenbildern darf es sich eine Zeitgeistkomödie nicht verscherzen, weil es ja die Frauen sind, die Fernsehfilme am liebsten sehen. „Ich wollte ein modernes Bild der Frau zeigen“, sagt denn auch Baumann, „Frauen, die lässig und selbstbewusst mit dem anderen Geschlecht umgehen.“ Und die gelegentlich auch einen One-Night-Stand zu schätzen wissen. Übersehen hat der Regisseur dabei offenbar, dass die von Ex-„Bianca“-Darstellerin Tanja Wedhorn gespielte Katharina etwas zu lange die Ahnungslose geben muss. Sie ist von der Ausländerbehörde und muss die schwule Ehe der beiden Supermachos überprüfen.
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Ebenso wenig anecken wollten die Macher bei den Schwulen. „Wir machen uns über Schwule weder lustig noch benutzen wir sie“, betont Carlo Ljubek. Und Ulli Baumann verweist auf Henning Baum, bekannt als Homo-Bulle aus „Mit Herz und Handschellen“, der hier wunderbar einen properen Bariton-Schwulen gibt: „Er ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Baum von Mann, ein ausgewiesener Hetero, der aufgrund seines Aussehens und seiner Art jedes Vorurteil im Keim erstickt.“ Und der die Heteros schon mal bei ihren Vorurteilen packt: „Und lass diese schwuchteligen Bewegungen“, brieft er Don für die vom Ausländeramt.
Zwei Sexsüchtige auf dem Weg ins monogame Paradies – an diesem etwas abgegriffenen Topos der Beziehungskomödie gibt es kein Deuteln. „Die Figuren sind zunächst so angelegt, dass sie überdreht und überzeichnet gespielt werden sollen“, formuliert Matthias Koeberlin die Segnungen des Erwachsenwerdens aus Schauspielersicht. „Im Laufe der Geschichte werden die Männer dann sensibler, ernsthafter und sie zeigen Schwächen, Verzweiflung und Ängste.“ Dieser gelungene Tonlagenwechsel hebt gegen Ende diese ZDF-„Deutschmänner“ doch noch gehörig über Pro-Sieben-Niveau. (Text-Stand: 16.1.2006)
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